Was ich durch COVID-19 gelernt habe: Maya Fiaux (Schweiz)

27/03/2020
Maya Fiaux et Jean square

 

Die COVID-19-Krise ist eine globale Herausforderung für Menschen in aller Welt und aus allen Gesellschaftsschichten. Entdecken Sie in unserer Interviewreihe, wie sie die aktuelle Situation erleben und welche Lehren sie aus dieser besonderen Zeit schon gezogen haben.

Maya Fiaux arbeitet seit vielen Jahren aktiv für Initiativen der Veränderung und lebt mit ihrem Mann Jean in der Schweiz in der Nähe von Lausanne.


Wie ist Ihre aktuelle Situation? Welche Auswirkungen hat die Verbreitung von COVID-19 auf Sie?

Mein Mann Jean und ich, beide weit über 70 Jahre alt, erleben die Ausgangssperre ohne grössere Schwierigkeiten. Wir haben das Glück, alle Unterstützung zu erhalten, die wir brauchen. Wir bekommen und machen viele Telefonanrufe und Nachrichten und wir geniessen es, mehr Zeit zum Lesen, Schreiben und vielem mehr zu haben. Gleichzeitig sind wir uns aber auch der gefährlichen Situation so vieler anderer Menschen auf der ganzen Welt bewusst, die in grosser Not und unglaublichem Leid leben.


Beschreiben Sie in 3 Worten, wie Sie sich im Moment fühlen?

In drei Worten: Ich fühle mich jetzt dankbar, besorgt und zuversichtlich.


Was ist im Moment Ihre grösste Herausforderung?

Meine grösste Herausforderung ist es, das Wesentliche zu erkennen und dafür genügend Zeit zu nutzen.


Welche Lehren haben Sie aus dieser Zeit bereits gezogen?

Ich lerne zum Beispiel viele neue Dinge:

  • Durch die unsichere Zukunft jeden Tag als einzigartiges Geschenk zu sehen.
  • Längere Ruhezeiten zu haben.
  • Bei unseren Einkäufen auf andere angewiesen zu sein.
  • Flexibel zu sein und sich an das anzupassen, was anders werden muss.
  • Ein neues Gefühl der Nähe und Zugehörigkeit zu entdecken, trotz der sozialen Distanz.

 

Praktizieren Sie Zeiten der Stille? Wenn ja, welche Technik wenden Sie dabei an und wie hilft sie Ihnen?

Stille Zeit ist das, was ich im Leben und vor allem jetzt für wesentlich halte. Gleich morgens, nachdem wir ein heisses Getränk vorbereitet haben, nehmen Jean und ich uns etwa 30 - 60 Minuten Zeit, um inspirierende Texte (z.B. in der Bibel) zu lesen, Gedanken zu Papier zu bringen und einige davon mit Jean zu  auszutauschen. Das verbindet mich mit meiner inneren Stimme und macht Platz für die Gegenwart Gottes. Sie gibt mir inneren Frieden und hilft mir, das Wesentliche für den Tag zu entdecken.


Was sind Ihre besten Tipps und Tricks, um gegen Angst, Ausgangssprerre und Unsicherheit zu kämpfen (je nachdem, womit Sie am meisten zu kämpfen haben)?

Um die Unsicherheit zu bekämpfen, verwende ich das Gebet. Das ist für mich der beste Weg, darauf zu vertrauen, dass es eine Zukunft gibt, auf die wir uns freuen können.


Wie können wir mit anderen in Kontakt bleiben und sie unterstützen, auch wenn wir zuhause bleiben müssen?

Um mit anderen in Kontakt zu bleiben, nutze ich Telefonanrufe an einsame Freundinnen und Freunde, E-Mails oder Postsendungen, um Dankbarkeit, Fürsorge, Liebe usw. auszudrücken.


Was hat Sie heute zum Lachen gebracht?

Heute habe ich viel gelacht, als ich mit einer alten Freundin telefonierte, die Jean und mich seit vielen Jahren kennt. Am Ende eines langen Telefonats warnte sie mich scherzhaft vor der Gefahr der wachsenden häuslichen Gewalt, die gestern Abend in den Nachrichten erwähnt wurde. (Diejenigen, die Jean kennen, können den Witz verstehen, auch wenn das Thema leider eine sehr traurige Realität in unserer Gesellschaft ist!)


Wie möchten Sie (als Person) aus dieser Krise herauskommen?

Ich möchte mir stärker bewusst werden, was im Leben wesentlich ist und was in anderen Menschen vorgeht, um für ihre Bedürfnisse sensibler zu werden.


Wofür sind Sie dankbar?

Ich bin dankbar für:

  • die Tatsache, dass ich mit Jean zusammen bin,
  • die Verbindung zu unserem Schöpfer durch Gebet und stille Zeit zu kennen,
  • das medizinische Personal und all jene, die hart im Kampf gegen das Virus arbeiten,
  • die Fürsorge und Solidarität, die wir plötzlich überall um uns herum und in unserem Land insgesamt bemerken,
  • unsere Regierung, die ihr Bestes versucht, mit der Situation fertig zu werden,
  •  all jene in der Weltgemeinschaft von IofC, die mir geholfen haben, spirituell zu wachsen,
  • jeden neuen Tag.

 

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