14. Juni 2019: Frauenstreiktag in der Schweiz

Von Barbara Hintermann, Generalsekretärin IofC Schweiz

14/06/2019
Barbara Hintermann

Wir haben einen weiten Weg hinter uns seit dem 14. Juni 1991, als ich am ersten nationalen Frauenstreik der Schweiz auf dem Bundeshauptplatz in Bern teilnahm. Und der Weg zu einer Gleichberechtigung von Männern und Frauen ist nach wie vor noch lang.

Auf der Liste der Internationalen Arbeiterorganisation (IAO) befindet sich die Schweiz auf den unteren Plätzen, wenn es um Gehälterunterschiede zwischen Männern und Frauen in Führungspositionen geht. Frauen besetzen nicht nur lediglich 17 Prozent aller gehobenen Positionen auf Regierungsebene und nur sechs Prozent der Direktorenposten. Die IAO geht davon aus, dass mindestens 30 Prozent aller Leadership-Positionen von Frauen besetzt sein müssten, um die positiven Auswirkungen diser Vielfalt spürbar werden zu lassen. Wir haben dieses kritische Mass nicht erreicht. 

Amnesty International geht davon aus, dass eine von fünf Frauen in der Schweiz sexuelle Gewalt erleidet.

Diese Statistiken rufen uns dazu auf, unsere Bemühungen für gleiche Rechte und Gleichbehandlung in der Schweiz zu verstärken.

Ich arbeite seit vielen Jahren im humanitären Bereich und kann an den Schweizer Grenzen nicht haltmachen. Frauen sind nach wie vor in vielen bewaffneten Konflikten dieser Welt das Ziel sexueller Gewalt. In Kriegen sind sie oft auch die einzige Versorgerin der Familie, eine Last, die sie mit niemandem teilen können. Heute gelten meine Gedanken all jenen Frauen auf der Welt, die sich mit enormem körperlichen und psychologischen Leid auseinandersetzen müssen.

Initiativen der Veränderung Schweiz, die Stiftung, für die ich arbeite, setzt sich für ethisches Leadership und Vertrauensbildung als einem Weg zu Frieden und Aussöhnung ein. Zu einem ethischen Leadership gehört ein Engagement für eine Gleichbehandlung der Geschlechter, für Vielfalt und für einen tiefen Respekt für Gleichberechtigung.

Bei Initiativen der Veränderung sind wir stolz darauf, sagen zu können, dass unsere Leitungsebene ausgeglichen besetzt ist. In unserem alljährlichen Caux Forum zählt Vielfalt zu unseren Hauptansätzen, um kreativ für Frieden und Aussöhnung zu arbeiten. Unser internationales Programm Creators of Peace ist eine Fraueninitiative für den Frieden und zeigt die Bedeutung von Frauen bei Frieden und Versöhnung auf. Doch nur allzuoft werden Frauen bei Entscheidungen und politischen Prozessen ausgeschlossen.

Heute, 28 Jahre nach dem letzten nationalen Frauenstreiktag, gehe ich wieder auf die Strasse. Leider kämpfen wir in der Schweiz immer noch um die gleichen Fragen: gleiche Gehälter für gleiche Positionen, Gender-Balance auf der Management- und Leadershipebene, Respekt für die Rechte von Frauen. Doch dieser Kampf ist es wert, gekämpft zu werden, wenn nicht für meine Generation, dann für die meiner Tochter.

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