Kunst und Fantasie als Wege zum Frieden – Highlights von der Genfer Friedenswoche 2025
22/10/2025
Die 12. Ausgabe der Genfer Friedenswoche (13.–17. Oktober) brachte Tausende von Friedensschaffenden, Diplomat.inn.en, Künstler.inne.n und Changemakern unter dem Motto „Frieden in Aktion“ zusammen. In diesem Jahr präsentierte Caux Initiativen der Veränderung drei Veranstaltungen, in denen untersucht wurde, wie Kreativität, Achtsamkeit und Kunst zu mitfühlenderen und widerstandsfähigeren Formen der Friedensstiftung inspirieren können.
Workshop „Frieden in der Praxis“: Kunst und Achtsamkeit für eine bessere Welt
Am 14. Oktober veranstaltete Caux Initiativen der Veränderung einen transformativen, kunstbasierten Workshop unter der Leitung der Beraterin für expressive Kunst und bildenden Künstlerin Maruee Pahuja (Indien) und Ines Mokdadi (Tunesien), Koordinatorin für globale Engagement-Veranstaltungen bei der Stiftung Caux. Beide sind zudem Teil unserer von jungen Menschen geleiteten Initiative Kreatives Leadership, die Kreativität und Empathie in den Mittelpunkt der Friedensförderung stellt.
Durch Bewegung, Stille, Zeichnen und kreatives Schreiben erforschten die Teilnehmenden, wie Fantasie und Ausdruckskunst helfen können, mehr Mitgefühl für uns selbst und andere zu entwickeln. Von Aufwärmübungen mit Tiefgang wie „Wie würde dein.e beste.r Freund.in dich beschreiben?“ bis hin zu Übungen mit Licht, Fotografie und Poesie bot der Workshop einen Raum zum Innehalten, Nachdenken und Wiederentdecken des eigenen kreativen Potenzials, das im Zentrum der Friedensförderung steht.
Maruee erinnerte die Teilnehmenden: „Entscheiden Sie sich dafür, das Leben als Medium für Friedensarbeit zu nutzen: Wir beginnen mit Fantasie, wir beginnen mit Licht, wir beginnen mit dem kleinsten Lebewesen – denn selbst aus dem Kleinen kann eine Revolution entstehen.”
Der Workshop verdeutlichte, wie kreativer Ausdruck Hoffnung, Achtsamkeit und Resilienz fördert und uns hilft, Polarisierung zu überwinden und neu Empathie zu entwickeln.
Frieden in Bewegung: Erkundung geopolitischer Intersektionalität und öffentlicher Räume in Genf
Am Freitag, dem 17. Oktober, leiteten Dr. Gal Harmat (Swisspeace) und Sarah Noble (Leiterin Global Engagement bei Caux Initiativen der Veränderung) einen geopolitischen Intersektionalitäts- und Friedensspaziergang durch Genf, bei dem untersucht wurde, wie öffentliche Räume unser Verständnis von Frieden, Geschlecht und Identität widerspiegeln und prägen.
Von Monika Sosnowskas «Façade» am Genfer Graduate Institute über den Broken Chair, den Brunnen auf der Place des Nations bis hin zu den Denkmälern für Srebrenica und den Völkermord an den Tutsi reflektierten die Teilnehmenden über Fragen wie:
- Wer ist in der öffentlichen Kunst vertreten – und wer fehlt?
- An wessen Leiden und Widerstandsfähigkeit wird erinnert?
- Wie beeinflussen Geschlechterrollen und soziale Normen unsere Stadtlandschaften?
Dr. Harmat wies zudem darauf hin, dass 96 % der öffentlichen Skulpturen in Westeuropa und Nordamerika Männer darstellen, während Frauen und queere Figuren oft gesichtslos oder passiv sind – ein Ungleichgewicht, das unsere Wahrnehmung von Kunst und Frieden prägt.
„Frieden ist klein, zerbrechlich und muss erneuert werden – und vielleicht ist es unsere Verantwortung, uns darum zu kümmern“, schloss sie.
Die Tour ermutigte die Teilnehmenden, Städte – und den Frieden selbst – mit neuem Bewusstsein, neuer Neugier und Sorgfalt zu betrachten.
Abschlusszeremonie: Begegnungen zwischen Kunst und Frieden – Brückenbau durch Kunst
Die Abschlusszeremonie der Genfer Friedenswoche 2025, organisiert von der Stiftung Caux Initiativen der Veränderung in Zusammenarbeit mit der Genfer Friedensplattform, brachte Künstler.innen, Friedensschaffende, Diplomat.inn.en und Changemaker zusammen, um über die Rolle der Künste in der Friedensförderung nachzudenken.
Die Veranstaltung begann mit einer bewegenden Spoken-Word-Performance von Maryam Bukar Hassan, deren Gedichte den Mut und die Vorstellungskraft verkörpern, die das Herzstück des Friedens bilden.
Moderatorin Sarah Noble (Caux Initiativen der Veränderung) betonte, Kreativität und Kultur seien Lebensadern, die heilen und Frieden neu denken lassen.
Zu den Mitwirkenden zählten:
Léa Baroudi (MARCH Libanon) berichtete, wie ehemalige Feinde in Tripolis durch Gemeinschaftstheater vom Konflikt zur Kreativität gelangten und damit zeigten, dass Kunst Barrieren überwinden kann, Menschen ihre Verletzlichkeit zulassen und sich wieder mit ihrer Menschlichkeit verbinden können. Mehr als 700 junge Männer haben diese Programme schon durchlaufen und viele sind heute Friedensschaffende in ihren eigenen Gemeinschaften.
Der Künstler Álvaro Sebastián Quiroz Bolaños (Brigada 12 | Mexiko) hob Kunst als Mittel zur Würde und Erinnerung hervor, von der Organisation von Kunstauktionen bis zur Schaffung von „Echoes of Reality” zu Ehren von Menschenrechtsaktivist.inne.n. Er zeigte, wie Kunst dazu beiträgt, den Vergessenen Sichtbarkeit und Würde zu verleihen und Räume für Hoffnung zu schaffen.
Die indische bildende Künstlerin Maruee Pahuja reflektierte darüber, wie Kunst den Teilnehmenden der Kreatives Leadership-Programme ermöglicht haben, Führung neu zu definieren – mit Empathie, Neugier und Verspieltheit statt mit Hierarchie und Burnout: „Kunst gibt uns eine Sprache, wenn Worte nicht ausreichen.”
Barbara Aebischer (Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit/EDA) berichtete, wie Kultur Menschen ein neutrales, kreatives Umfeld bietet, das Raum für Diskussionen, Verantwortlichkeit und den Aufbau von Verständnis schafft. Anhand eines Beispiels aus Mosambik beschrieb sie, wie Musik ein wirkungsvolles Mittel sein kann, um Resilienz auszudrücken, Traumata zu verarbeiten und Hoffnungen und Träume zu teilen, wodurch Gräben zwischen Gemeinschaften überbrückt werden können.
I.E. Botschafterin Sabine Bakyono Kanzie (Burkina Faso) erklärte, wie kulturelle Traditionen, wie parenté à plaisanterie («scherzende Verwandtschaft»), Spaltungen mildern, Vertrauen aufbauen und eine gemeinsame Sprache in der Diplomatie schaffen.
Die Zeremonie endete mit Naël Melerds Slam-Gedicht „Cœur et Esprit / Herz und Geist”, das eindringlich daran erinnert, dass Frieden nicht nur von Vernunft, sondern auch vom Herzen geleitet werden muss.
In ihrer Abschlussrede reflektierte Dr. Annyssa Bellal, Geschäftsführerin der Genfer Friedensplattform, über die Energie und Wirkung der diesjährigen Friedenswoche und verwies auf die Teilnahme von über 5000 Besuchenden, mehr als 200 Referent.inn.en und 135 Organisationen bei über 100 Aktivitäten. Sie dankte den Vorstandsmitgliedern, Konsortialpartnern, Freiwilligen, Mitarbeitenden und Sponsor.inn.en, deren Engagement diese inspirierende Woche ermöglicht hat.
Die Reise fortsetzen
Durch kreative Reflexion, achtsame Bewegung und künstlerischen Dialog haben die Veranstaltungen der Stiftung Caux Initiativen der Veränderung während der Genfer Friedenswoche gezeigt, wie Fantasie und Zusammenarbeit Frieden in Aktion zum Leben erwecken können. Die Teilnehmenden wurden ermutigt, diesen Geist weiterzutragen – und an den Begegnungen von Caux zu Kunst und Frieden (CAPE) 2026 (10.–13. Mai 2026) teilzunehmen, um Kreativität, Mitgefühl und Dialog weiter auf den Grund zu gehen.
🔗 Melden Sie hier Ihr Interesse an CAPE 2026 an
👉 Melden Sie sich für unseren Newsletter an, um über unsere kommenden Veranstaltungen auf dem Laufenden zu bleiben.
Fotos: Eve Brenot, Tina Clifton and Mélanie Lam