Dialog über Rasse ist wichtiger denn je

Gerechte Regierungsführung für menschliche Sicherheit 2017

24/08/2017
Just Governance for Human Security 2017

 

Zum zweiten Mal in Folge kam eine vierzehnköpfige Delegation aus Tulsa/Oklahoma (USA) zum Caux Forum, um beim Caux Forum-Event "Gerechte Regierungsführung für menschliche Sicherheit 2017" einen Dialog zur Heilung von Wunden der Vergangenheit durchzuführen und an besseren Beziehungen zwischen den Rassen in ihrer Stadt zu arbeiten.

Tulsa blickt auf eine lange Geschichte der Rassenkonflikte und -gewalt zurück. Im Jahr 1921 kam es in der Stadt zu einem der furchtbarsten Kapitel der Rassenausschreitungen der Vereinigten Staaten. In zwei Tagen kamen bei den Rassenunruhen in Tulsa mehr als 300 Menschen ums Leben, die meisten von ihnen Afro-Amerikaner. Über neun Jahrzehnte später kamen Weisse und Schwarze aus Tulsa 2016 in Caux zusammen, um einen konstruktiven Dialog ins Leben zu rufen.

"Im letzten Jahr kannten wir uns noch nicht wirklich und als wir hier waren, wurde diese unglaubliche Beziehung aufgebaut", sagte Michelle Place, Direktorin der Tulsa Historical Society and Museum. "Der Zauber von Caux hat wirklich bei uns gewirkt. Als wir nach Hause gingen, gaben sich vier von uns den Namen Caux Queens. Wir trafen uns oft und lernten, uns wirklich zu lieben und nach Wegen zu suchen, um gemeinsam zu arbeiten."

Bald danach organisierten die Caux Queens und andere Bewohner Tulsas, die in Caux gewesen waren, ein öffentliches Forum über Rassenbeziehungen an der Tulsa Historical Society and Museum. "Wir beschlossen, notwendige Gespräche zu führen", erklärte Place. "Caux baut auf Dialogen auf. Wir müssen über unsere Geschichte sprechen."

"Wenn man es mit einer unsichtbaren Geschichte zu tun hat - einer Geschichte, bei der Menschen so tun, als ob es sie nicht gäbe, was in Tulsa jahrzehntelang der Fall war - hat dies Auswirkungen auf uns alle", sagte Reverend Sylvester Turner, Mitglied der Richmond Slave Trail-Kommission. "Traumata, die durch diese Geschichte stattfanden, werden so erhalten. Solange man nicht beginnt, diese Probleme zu identifizieren und beim Namen zu nennen, wird nichts besser."

Das bedeutendste Ergebnis des Dialogs in Turners Stadt Richmond/Virginia war die Tatsache, dass es nun "okay ist, über Rassenkonflikte in unserer Gemeinde zu sprechen. Das, was einst unsichtbar war, ist jetzt ein allgemeines Gesprächsthema, das angesprochen werden kann und eine Grundlage dafür ist, notwendige Heilung anzugehen."

Kimberly Ellis ist Wissenschaftlerin und hat sich mit den Rassenbeziehungen in Tulsa befasst. Sie unterstrich die Bedeutung, den Fall Tulsa vor einem breiteren Hintergrund zu untersuchen, da die Ideologie der Überlegenheit der weissen Rasse in den USA nach wie vor präsent ist. "Es gibt immer noch viele Menschen, die von dieser Krankheit infiziert sind", sagte sie. "Sie glauben, sie seien durch ihr Erbe genetisch und kulturell überlegen und Schwarze seien durch ihr Erbe genetisch und kulturell unterlegen. Diese Ideologie spiegelt sich im US-amerikanischen System, sowohl in der Justiz, dem Sozialwesen, der Religion und der Politik, seit der Zeit der Kolonialisierung bis in unsere heutige Zeit wieder."

Einer der Initiatioren des Dialogs in Tulsa war John Franklin vom Nationalmuseum für afro-amerikanische Geschichte und Kultur am Smithsonian. Er erklärte, Sprache und Ton bei Diskussionen über Rassenbeziehungen hätten sich in den USA in den letzten Jahren durch die Kampagne und Wahl von Präsident Donald Trump verändert. "Ausschluss und Rassismus sind jetzt akzeptabel geworden", bedauert er. "Wir müssen uns mehr denn je für Dialogarbeit einsetzen."

Jüngste Vorfälle in den USA, wie der Zusammenprall zwischen weissen Rechtsextremen und Demonstranten in Charlottesville/Virginia endeten mit dem Tod einer jungen Frau. Viele wurden verletzt und die Ereignisse unterstreichen die Bedeutung von Dialogarbeit im Umgang mit Extremismus, Gewalt und Intoleranz.

Nach ihrer zweiten Erfahrung in Caux sprach die Tulsa-Delegation über ihr Engagement, den Dialog als notwendigen Schritt zur Heilung in ihrer Gemeinde auf lokaler Ebene fortzuführen.

 

 

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