Eine Familie zwischen der Ukraine, Deutschland und der Schweiz

Ein Caux Refuge-Interview von Anastasia Slyvinska

24/05/2022
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Ein Caux Refuge-Interview von Anastasia Slyvinska

 

Dieser Artikel ist das vierte Interview in einer Reihe von Gesprächen mit Menschen, die vom Krieg in der Ukraine betroffen sind und in der Caux Refuge in der Schweiz eine vorübergehende Unterkunft gefunden haben.

 

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Nach drei Monaten Krieg in der Ukraine denkt Oksana Stelmakh, eine Krankenschwester aus Charkiw, darüber nach, wie sich die aktuelle Situation auf ihre Familie auswirkt, die nun über drei Länder verstreut ist. Seit ihrer Ankunft in Caux Anfang April wohnen sie und eine Freundin im Caux Refuge und wagen langsam den Schritt in eine neue Zukunft.

 

Oksana, Sie sind am 3. April 2022 im Caux Refuge angekommen. Wohin sind Sie zuerst gegangen, als Ihnen klar wurde, dass Sie Charkiw verlassen müssen?

Oksana: Als wir Charkiw Anfang März verliessen, fuhren wir direkt nach Krementschuk, etwa 250 km von unserer Heimatstadt entfernt. Das war am zweiten oder dritten März. Ursprünglich wollten wir in die Westukraine fahren, aber schliesslich blieben wir in Krementschuk, weil es dort ruhig war. Freunde halfen uns, eine sehr schöne Unterkunft zu finden und die Einheimischen waren sehr freundlich. Damals waren wir uns noch sicher, dass alles bald vorbei sein würde und wir nach Charkiw zurückkehren könnten.

 

Und dann ist die Situation weiter eskaliert?

Oksana: Ja, nachdem wir Charkiw verlassen hatten, wurde die Situation immer schlimmer. Da rief mich Liuba an, eine Freundin und Kollegin von mir. Wir kennen uns schon seit vielen Jahren. Es war ein Notruf, wie sich später herausstellte. Ihre Tochter hatte in der Vergangenheit mit Initiativen der Veränderung zusammengearbeitet und versuchte, ihre Mutter nach Caux zu evakuieren. Liuba fragte mich, ob ich in Anbetracht ihres Alters bereit wäre, sie zu begleiten.

 

Oxsana and Liuba at the Caux Refuge (photo Anastasia Slyvinska)
Liuba (links) und Oksana in der Villa Maria, wo sich das Caux-Projekt befindet (Foto: Anastasia Slyvinska)

 

Aber das bedeutete die Trennung von Ihrem Sohn, Ihrer Tochter und Ihrem Schwiegersohn.

Oksana: Ja, das stimmt. Deswegen habe ich es rundheraus abgelehnt. Ich hatte gehofft, bei meinen Kindern bleiben zu können. Wenn sie in Charkiw blieben, würde auch ich in Charkiw bleiben. Als wir aufbrachen, hatten wir fünf Minuten Zeit, um unsere Sachen zu packen, und ich war bereit, mit ihnen zu gehen. Aber an dem Tag erwähnte ich Liubas Vorschlag gegenüber meiner Tochter und ihrem Mann.

 

Und wie haben sie reagiert? Hatten sie Einwände?

Oksana: Nein, überhaupt nicht. Sie sagten sogar, dass ich auf jeden Fall gehen solle und dass sie dann mehr Ruhe hätten. Zu wissen, dass ich in der Schweiz in Sicherheit wäre, bedeute für sie auch, mehr Handlungsspielraum zu haben und mobiler zu sein. Es war keine leichte Entscheidung.

 

Sie haben sich also zunächst alle entschieden, in Krementschuk zu bleiben?

Oksana: Ja, zu der Zeit waren wir alle noch in Krementschuk. Wir wollten dort bleiben, solange es ruhig war. Uns war klar, dass sich die Situation verschlimmern könnte, aber zumindest konnten wir alle sofort in unsere Autos springen und wegfahren. Wir waren ziemlich viele, darunter auch die Eltern meines Schwiegersohns und ihre beiden Enkelkinder, denn ihre Tochter hatte die Ukraine bereits vor dem Krieg verlassen und war nach Frankreich gegangen. Sie wollten die Kinder irgendwie zu ihrer Mutter zubringen.

 

Haben sie es denn  geschafft, zusammen mit ihren Enkelkindern zu fliehen?

Oksana: Ja, aber am Ende sind sie nach Deutschland gegangen, weil ihre Tochter dort Arbeit gefunden hat und besser Deutsch als Französisch spricht. Sie lebt weit weg von meiner Tochter, die jetzt auch in Deutschland ist, aber auf der anderen Seite des Landes. Aber wenigstens sind sie im selben Land.

 

Caux view
Blick von Caux auf den Genfer See

 

Sind Sie das erste Mal in Caux? Was waren Ihre ersten Eindrücke von diesem Ort?

Oksana: Ich war noch nie in Caux. Es ist aussergewöhnlich. Die Schönheit dieses Ortes ist wirklich atemberaubend. Aber ich komme nicht umhin, die Dinge mit der Ukraine zu vergleichen, mit unserer Krim. Ich habe in meiner Jugend viel Zeit dort verbracht. Es ist sehr schön, und solche Vergleiche bringen mich immer zum Weinen. (weint)... Es tut mir leid.

 

Sind Sie oft in Kontakt mit Ihren Lieben, die in der Ukraine geblieben sind?

Oksana: Natürlich, wir haben dort eine grosse Familie. Es ist mittlerweile die vierte oder fünfte Generation, die seit 1927 im selben Haus wohnt. Meine Urgrosseltern haben es gekauft und wir leben immer noch dort. Diese Art der Vererbung ist in der Westukraine oder in einigen Dörfern recht üblich. Aber in Charkiw ist unsere Familie in dieser Hinsicht etwas Besonderes.

 

Sind Ihre Familienangehörigen jetzt noch in Charkiw?

Oksana: Eine meiner Cousinen ist nach Poltawa gegangen, aber sie plant bereits, bald nach Charkiw zurückzugehen, und eine andere Cousine hat Charkiw nie verlassen. Meine 82 Jahre alte Tante ist auch geblieben. Natürlich telefonieren wir sehr oft. Vor allem mein Sohn ist in dieser Situation auf sich allein gestellt, so dass wir noch öfter miteinander chatten, als dass wir telefonieren.

 

Oxsana and Liuba at the Caux Refuge (photo Anastasia Slyvinska)
Oksana (links) und Liuba in Caux (Foto: Anastasia Slyvinska)

 

Hat Ihre Tochter vor, Caux zu besuchen?

Oksana: Ja, meine Tochter und ihre Familie haben mich am Wochenende vor dem orthodoxen Osterfest für ein paar Tage besucht. Ich war sehr froh, sie endlich zu sehen, auch wenn es nur ein kurzer Besuch war. Ich werde sie in Deutschland besuchen, sobald sie die Möglichkeit haben, mich aufzunehmen. Aber mir ist auch klar, dass sie so viele Dinge zu tun und zu organisieren haben. Sie fangen in einem fremden Land alles von vorne an. Aber mein Sohn kann die Ukraine im Moment nicht verlassen, also ist mein grösster Wunsch, ihn zu sehen

 

Und wie geht es Ihrer Tochter und ihrer Familie in Deutschland?

Oksana: Ich habe den Eindruck, dass es ziemlich schwierig ist. Am Anfang hat meine Tochter die ganze Zeit geweint, alles fühlte sich einfach schlecht an, alles ist so anders als in der Ukraine. Sie wollte nur noch zurück nach Hause. Sie besuchen jeden Tag einen Deutsch-Intensivsprachkurs. Und der Umgang mit der deutschen Bürokratie braucht natürlich auch Zeit.

 

Für Sie alle ist die Situation völlig neu. Wie gehen Sie damit um?

Oksana: Es ist sehr schwierig. Meine Tochter hat mir gesagt, dass sie, wenn sie in Deutschland keine Arbeit findet, versuchen wird, bei der ersten Gelegenheit wieder nach Hause zu gehen. Auch meine Arbeitssituation zu Hause in Charkiw ist sehr unsicher. Bevor der Krieg ausbrach, habe ich als Krankenschwester in einer kleinen Klinik gearbeitet, aber ich weiss nicht, ob es nach meiner Rückkehr noch einen Job für mich gibt. Im Moment verschicke ich Bewerbungen für Stellen hier in der Schweiz. Unsere Verbindungskoordinatorin Katia im Caux Refuge hilft mir dabei, aber das braucht Zeit. Und die Sprache ist entscheidend.

 

Haben Sie schon mit dem Französischunterricht begonnen?

Oksana: Ich lerne mit Eliane, unserer Nachbarin, mit einer Gruppe in Clarens und online. Das ist sehr intensiv. Aber mir ist auch klar, dass ich nicht in einem Monat eine neue Sprache lernen kann, nicht in meinem Alter. Aber ich könnte mich um kranke Menschen in Kliniken und zu Hause kümmern, da diese Pflege keine fortgeschrittenen Sprachkenntnisse erfordert. Das ist alles sehr schwierig, aber ich fühle mich trotzdem unterstützt.

 

Und wie gelingt es Ihnen, in solch schwierigen Zeiten zuversichtlich zu bleiben? Sie sind noch immer so aktiv, positiv und lächeln.

Oksana: Ich glaube, das entspricht sowieso meinem Charakter. Ich würde nicht sagen, dass ich ein schwieriges Leben hatte, und ich bin es gewohnt, mit allem allein fertig zu werden. Ich habe mich früh scheiden lassen und musste mich während der grossen Krise in der Ukraine in den 1990er Jahren um unsere Familie kümmern. Und es ist gut, immer etwas zu tun zu haben. Das ist lebenswichtig, sonst bekommt man mit Sicherheit einen Durchhänger.

Und Liuba, mit der ich nach Caux gereist bin, ist so ein netter Mensch. Freundschaft ist das A und O, wenn es darum geht, harte Zeiten zu überstehen. Es wäre viel schwieriger, wenn ich alleine hier wäre. Mit Liuba kann ich über alles reden, und es ist auch angenehm, mit ihr einfach zu schweigen. Sie ist sehr verständnisvoll und ich wünschte, jeder hätte eine solche Freundin.

 

Was gibt Ihnen trotz allem Hoffnung für die Zukunft?

Oksana: Wissen Sie, alles verändert sich. Nichts ist von Dauer. Nichts hält ewig. Die Kurve ist so drastisch nach unten gefallen, dass sie irgendwann auch wieder so drastisch nach oben gehen muss! Davon bin ich absolut überzeugt und vertraue darauf.

 

 

Über die Autorin

Anastasia Slyvinska

Anastasia Slyvinska ist Journalistin aus Kiew, Ukraine. Sie hat als TV-Moderatorin, Auslandsreporterin und Managerin für Medienunternehmen in der Ukraine und im Ausland gearbeitet. Da sie sowohl im ukrainischen als auch im kanadischen Parlament gearbeitet hat, kombiniert sie ihre Medienerfahrung mit ihrem politikwissenschaftlichen Hintergrund. Anastasia ist seit 2014 Teil der IofC-Gemeinschaft, als sie zum ersten Mal an der Konferenz Just Governance for Human Security teilnahm. Derzeit hält sie sich in Caux auf.

 

 

 

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Bitte beachten Sie, dass die in diesen Artikeln geäusserten Meinungen die Ansichten der Befragten widergeben und nicht unbedingt die Meinung des Interviewers, der Interviewerin oder von Initiativen der Veränderung Schweiz widerspiegeln.

 

 

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Ein Caux Refuge-Interview von Anastasia Slyvinska

 

Dieser Artikel ist das dritte Interview in einer Reihe von Gesprächen mit Menschen, die vom Krieg in der Ukraine betroffen sind und in der Caux Refuge in der Schweiz eine vorübergehende Unterkunft gefunden haben.

 

Bevor der Krieg in der Ukraine ausbrach, arbeitete Nadia Donos in ihrem Traumberuf als Lehrerin für ukrainische Sprache und Literatur und hat im Laufe ihrer Karriere schon zahlreiche Projekte im Bildungsbereich erfolgreich umgesetzt.

Auch nach fast zwei Jahrzehnten Lehrtätigkeit bildet sie sich weiter und engagiert sich für den lebenslangen Lernprozess jedes Menschens. Als Absolventin der Kyiv-Mohyla Business School und des Programms School of Educational Managers ist sie Mitinitiatorin eines Kurses für Kinder und Jugendliche, hat Lehrerhandbücher für das Programm Leader in Me herausgegeben sowie Schulungen und Workshops in ihrer Heimatstadt Poltava in der Zentralukraine durchgeführt.

Als Kind konnte sich Nadia nicht vorstellen, etwas anderes als Lehrerin zu werden. Dieser Traum und ihr friedliches Familienleben in Poltawa wurden durch die russische Invasion jäh unterbrochen, als sie mit ihrer 17-jährigen Tochter aus der Ukraine fliehen musste, während ihr Mann zurückblieb.

Nadia, die jetzt im Caux Refuge lebt, unterrichtet weiterhin vollzeitlich Kinder in der Ukraine online und beginnt demnächst als ehrenamtliche Lehrerin für ukrainische Flüchtlingskinder in Genf.

 

Nadia Donos (credit: Sophia Donos)
 
Nadia während einer Online-Unterrichtsstunde in der Villa Maria in Caux (Foto: Sophia Donos)

 

Nadia, unter welchen Umständen haben Sie und Ihre Tochter beschlossen, Ihre Heimatstadt zu verlassen?

Nadia: Meine Tochter und ich verliessen Poltawa Anfang März. Uns war klargeworden, dass es zu gefährlich geworden war, dort zu bleiben. Es gab ständig Luftalarm und fast keine Möglichkeit, normal zu unterrichten und zu studieren. Wir verbrachten jede Nacht im Keller der Schule, weil es zu beklemmend war, in dem Hochhaus zu bleiben, in dem wir wohnten. Also beschlossen wir schliesslich, die Schule zu verlassen... Zuerst gingen wir nach Polen und dann nach Caux in der Schweiz.

 

Wie sind Sie nach Caux gekommen? Kannten Sie hier schon jemanden?

Nadia: Mein Mann Leonid engagiert sich aktiv bei Initiativen der Veränderung. Er war schon mehrmals an Konferenzen in Caux (2017 - 2019) und kennt viele Leute hier. Es ist Initiativen der Veränderung und diesen Freunden zu verdanken, dass meine Tochter Sophia und ich jetzt hier sind. Natürlich sind wir sehr dankbar für all die Hilfe und Koordination, die Initiativen der Veränderung geleistet hat. Ohne dies wäre es sehr schwer für uns.

 

Arbeiten Sie weiterhin online?

Nadia: Ja, ich arbeite immer noch Vollzeit und gebe Online-Kurse für Kinder in der Ukraine.

 

Was ist die grösste Motivation für Sie als Lehrerin in Zeiten des Krieges?

Nadia: Es ist eine Herausforderung. Die Kinder machen sehr schwierige Momente durch. Aber diese Kinder, ihre Träume und Perspektiven sind meine grösste Motivation. Jetzt stehen jeder Ukrainer und jede Ukrainerin an der eigenen persönlichen Frontlinie und muss herausfinden, was er oder sie am besten kann. Während sie lernen, führen unsere Kinder und Lehrkräfte einen wichtigen Kampf um die Zukunft des Landes. Und diese Zukunft wird uns niemand nehmen können, auch nicht die russische Armee. Ich bin überzeugt, dass die Ukraine und unsere Kinder eine grosse Zukunft erwartet und die ganze Welt wird davon erfahren! Wir werden also nicht aufhören!

 

View from Villa Maria, 2022 (photo: Anastasia Slyvinska)
Blick von der Villa Maria in Caux, in der das Caux Refuge-Projekt untergebracht ist (Foto: Anastasia Slyvinska)

 

Setzt Ihre Tochter Sophia ihr Studium online fort? Oder ist sie auf der Suche nach einem Studienplatz hier in der Schweiz?

Nadia: Sophia studiert derzeit online mit ukrainischen Lehrkräften, wird aber in etwa einer Woche in Lausanne die Schule beginnen. Caux und seine malerische Umgebung gefallen ihr sehr gut. Ich wünschte nur, sie hätte nicht unter so schrecklichen Bedingungen die Chance gehabt, an diesen schönen Ort zu kommen...

 

Nadia Donos (credit: Sophia Donos)
 
Nadia beim Online-Unterricht (Foto: Sophia Donos)

Sprechen Sie mit Ihren Schülerinnen und Schülerin und Ihrer eigenen Tochter über den Krieg?

Nadia: Ich vermeide es überhaupt nicht, mit den Kindern über den Krieg zu sprechen. Wir sprechen über die aktuelle Situation und ihre Erfahrungen. Meiner Meinung nach haben wir als Lehrende die Möglichkeit, Spannungen und Angstgefühle abzubauen, Vertrauen zu unseren Schülerinnen und Schülerin aufzubauen und sie zu stärken. Das ist in solch schwierigen Zeiten sehr wichtig.

 

Es scheint, dass das Unterrichten Ihre Berufung ist. Wollten Sie schon immer Lehrerin werden?

Nadia: Lehrerin... Dieses Wort war schon immer mit meinem Kindheitstraum verbunden. Ich konnte mir nie vorstellen, einen anderen Weg im Leben einzuschlagen. Als ich klein war, habe ich immer so getan, als wäre ich Lehrerin, habe die hochhackigen Schuhe meiner Mutter angezogen, einen Schal um die Schultern gelegt, trug Hefte und die Lehrbücher meines Vaters mit mir herum, die ich aus unserem alten Dachboden geholt hatte. All das war ein Teil meines Kindheitstraums. Meine "Schüler" waren meine Grossmutter und ihre älteren Freundinnen, die häufig bei uns zu Hause zu Gast waren. Ich zog es vor, sie zu unterrichten, während meine Altersgenossinnen mit Puppen spielten. Ich erinnere mich, dass meine Mutter einmal fragte, was sie mir aus der Stadt mitbringen sollte. Ich antwortete: "Einen roten Stift! Und es muss ein schöner Stift sein! Ich will schön in die Hefte meiner Schüler schreiben, denn ich bin Lehrerin!'

 

Ihr Traum ist also in Erfüllung gegangen!

Nadia: Auf jeden Fall! Es war von Anfang an klar, dass ich mich dafür entscheide. Und mein Traum ist wahr geworden: Ich bin Lehrerin! Trotz der Umstände bin ich stolz darauf, dass ich unterrichten und mich weiterbilden kann. Und jetzt bin ich motivierter denn je!

 

Wie motivieren Sie Kinder unter solch schwierigen Umständen zum Lernen?

Nadia: Während alle noch darüber diskutierten, welches Umfeld Kinder zum Lernen motivieren könnte, haben wir es mit einer Online-Schule namens DONOschool bereits geschafft. Auf die Idee, einen solchen Raum zu schaffen, kam ich nach meinem Studium an der Kyiv-Mohyla Business School. Vor dem Krieg war DONOschool ein Bildungszentrum in Poltawa und seit dem Ausbruch des Krieges arbeiten wir vollständig online. Wir sind ein Team, das neue Ansätze für eine moderne Bildung entwickelt und umsetzt. Wir unterstützen die europäische Integration der Ukraine und tun alles, um Bildung menschlich zu gestalten.

 

Was sind die wichtigsten Ziele und Aufgaben Ihrer Schule?

Nadia: Wir bereiten Kinder auf die Schule und Gymnasiastinnen und Gymnasiasten auf unabhängige externe Prüfungen vor, um ihnen die Zulassung zur Universität zu ermöglichen. Wir unterrichten die ukrainische Sprache, Geschichte und Mathematik in Gruppen von bis zu 6 Schülerinnen und Schülern. Darüber hinaus geben wir Meisterkurse zur Entwicklung von Führungspotenzials bei Kindern und organisieren Beratungen mit qualifizierten Psychologinnen und Psychologen. Mehr denn je helfen solche Online-Kurse, Meisterklassen und Beratungen den Kindern, ihr Selbstvertrauen zu stärken und ihr Potenzial zu entwickeln, um ihre Träume zu verwirklichen.

 

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Nadia: Wie ich bereits gesagt habe, stehen wir alle an vorderster Front, sei es als Lehrende oder medizinisches Personal, als Koch oder Köchin oder Unternehmende. Neben dem Online-Unterricht werde ich ab nächster Woche als ehrenamtliche Lehrerin in Genf arbeiten. Ich werde Kinder in ukrainischer Sprache und Literatur unterrichten und kann es kaum erwarten, meine neuen Schülerinnen und Schüler kennenzulernen!

 

 

Über die Autorin

Anastasia Slyvinska

Anastasia Slyvinska ist Journalistin aus Kiew, Ukraine. Sie hat als TV-Moderatorin, Auslandsreporterin und Managerin für Medienunternehmen in der Ukraine und im Ausland gearbeitet. Da sie sowohl im ukrainischen als auch im kanadischen Parlament gearbeitet hat, kombiniert sie ihre Medienerfahrung mit ihrem politikwissenschaftlichen Hintergrund. Anastasia ist seit 2014 Teil der IofC-Gemeinschaft, als sie zum ersten Mal an der Konferenz Just Governance for Human Security teilnahm. Sie lebt derzeit in Lausanne (Schweiz).

 

 

 

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Foto oben: Véronique Sikora

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Anatolii and Tetiana Ukraine interview 2

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Ein Caux Refuge-Interview von Anastasia Slyvinska

27/04/2022
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Ein Caux Refuge-Interview von Anastasia Slyvinska

 

Dieser Artikel ist das zweite Interview in einer Reihe von Gesprächen mit Menschen, die vom Krieg in der Ukraine betroffen sind und in der Caux Refuge eine vorübergehende Unterkunft gefunden haben.

Über eine Woche lang lebten Anatolii, Tetiana und ihre drei Söhne ohne Strom, Heizung und Wasser bei eisigen Temperaturen in dem Dorf Horenka in der Nähe von Kiew. Nach einer langen Reise durch die Ukraine und die EU kamen sie nun in Caux zur Ruhe.

Mittlerweile gehen die Jungen auf eine lokale Schule, sie spielen und lachen wieder und Anatolii und Tetiana sagen, dass sie sich nicht mehr wünschen könnten.

 

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Wie hat der Krieg in der Ukraine für Ihre Familie begonnen?

Anatoli: Alles begann in den ersten Minuten des ersten Tages, am 24. Februar um 4 Uhr morgens. Es kamen Hubschrauber. Manche Leute sagen, es seien etwa 30 gewesen. Um 9 Uhr standen drei von ihnen in Flammen, ganz in der Nähe unseres Hauses. Das war der Beginn des Krieges.

 

Waren Sie mit Ihren Kindern zu Hause, als die russische Armee angriff?

Anatolii: Ja, wir haben von zu Hause aus gearbeitet, also waren wir mit den Kindern dort. Es war beeindruckend zu sehen, wie die Hubschrauber abgeschossen wurden. Dann kamen ukrainische Hubschrauber und begannen, über unseren Wald zu fliegen, um Hostomel, die Stadt und den Flughafen nordwestlich von Kiew zu schützen. Das alles war sehr laut. Wir sahen feindliche Kampfhubschrauber vom Typ MI-24 und K-52.

 

Sie kannten also schon den Unterschied?

Anatolii: Ja, aus den Erfahrungen der letzten acht Jahre. Ihre Hubschrauber sind auch viel lauter. Am ersten Tag waren es nur Kampfhubschrauber. Aber am nächsten Tag schlug der Artilleriebeschuss 200 oder 300 Meter entfernt von unserem Haus ein. Ich glaube, es war eine Haubitze, aber ich weiss es nicht genau. Einige Leute waren neugierig – und es endete schlecht für sie.

Tetiana: Ja, also sind wir nicht hingegangen, um nachzusehen. Der Strom und die Heizung wurden am selben Tag abgestellt. Es gab auch kein Wasser mehr. Es war eiskalt.

 

Anatolii and Tetiana Ukraine interview 2
Anatolii und Tetiana (links) mit ihren drei Söhnen in Caux (Foto: Anastasia Slyvinska)

 

Wann haben Sie gemerkt, dass die Situation eskaliert war? Wann haben Sie daran gedacht, zu fliehen?

Anatolii: Tetiana wollte überhaupt nicht gehen.

Tetiana: Ich hatte gehofft, dass die russischen Truppen, selbst wenn sie angreifen sollten, der Hostomel-Autobahn folgen würden. Aber dann sprengte die ukrainische Armee die Hauptbrücke von Irpin, sodass die Russen nicht mehr darüber angreifen konnten. Sie versuchten fünf Mal, eine kleine Brücke über Moschun, ein Dorf in der Nähe von Kiew, zu sprengen, aber sie wurde nicht zerstört, sodass die Russen sie benutzen konnten. Sie zerstörten Moschun und machten in unserem Dorf weiter. Die Strassen im Dorfzentrum brannten alle.

 

Die Gegend, in der Sie lebten, war also von Anfang an unter Beschuss?

Tetiana: Sie begannen in der ersten Woche allmählich mit Artilleriebeschuss. Zuerst waren es drei Häuser, dann mehr.... Am 3. März, glaube ich, brannte unser Industriegebiet bereits. Der ganze Horizont war rot vor Flammen.

 

Hatten Sie den Krieg vorausgesehen und irgendwelche Vorbereitungen getroffen?

Anatolii: In den ersten Tagen organisierten wir eine lokale Selbstverteidigungsgruppe. Sogar die Kinder unserer Gemeinde unterstützten uns beim Aufbau des Kontrollpunkts. Unsere drei Jungen halfen, Reifen von unserem Hof zu holen, um ihn zu bauen. Es waren etwa 15 Männer, die sich selbst organisierten. Wir bauten tschechische Igel (eine statische Panzerabwehr aus Metall-Winkelträgern) und stellten einen Dienstplan auf. Aber wir hatten nur ein Jagdgewehr und eine Luftdruckwaffe zur Verfügung.

Tetiana: Wir hatten also keine Waffen, um uns zu verteidigen. Unsere Gemeinde traf der Krieg völlig unvorbereitet. Nichts war vorbereitet, absolut nichts. Wir hatten keinen Evakuierungsplan.

 

Villa Maria photo: Ulrike Ott Chanu
Die Villa Maria im Konferenz- und Seminarzentrum von Caux, wo die Familie aufgenommen wurde (Foto: Ulrike Ott Chanu)

 

Wie und wann haben Sie sich für die Flucht entschieden?

Anatolii: Es hat eine Weile gedauert, bis uns klar war, dass wir fliehen müssen.

Tetiana: In den ersten acht Tagen gab es Beschuss, aber nicht ständig. Aber als wir die ganze Zeit den Beschuss hörten – buh-buh-buh-buh – haben wir verstanden, dass... (Tetianas Stimme bricht).

Anatolii: Ich ging zum Krankenhaus, um zu helfen. Das zentrale Militärkrankenhaus war bereits voll und konnte den Zustrom von Verletzten nicht mehr bewältigen. Und in der privaten Entbindungsklinik Leleka wurden die Verletzten behandelt. Bei dem ersten Kampf wurden acht Männer verletzt und zwei getötet. Ich habe das alles mit eigenen Augen gesehen und geholfen, so gut ich konnte.

Tetiana: Schon damals hofften wir, dass die Ukrainer sie aus der Kiewer Region vertreiben würden. Ich hatte das Gefühl, dass unserem Haus nichts passieren würde, solange ich blieb. Aber dann, nach einer Woche, begriff ich, dass das keine gute Idee war. Ich wusste, dass wir zuerst unsere Kinder retten und das Haus vergessen mussten.

 

Was geschah dann? Sind Sie mit dem Auto weggefahren?

Anatolii: Zuerst nur Tetiana mit den Kindern, nicht ich. Ich bin bei unseren Kaninchen geblieben. (Tetiana und Anatolii lachen.) Ich hatte Dienst an unserem örtlichen Kontrollpunkt. Ich habe gesehen, wie sie Pion-Haubitzen eingesetzt haben. Ein unvergesslicher Anblick – es sah aus wie eine kleine Atomexplosion. Es gab danach keine Leichen, weil die Temperaturen so hoch waren. Alles war zu Asche verbrannt.

Tetiana: Ich habe eine Nacht mit den Kindern in unserer kleinen Wohnung in Kiew verbracht und wir sind am nächsten Morgen um 7 Uhr aufgebrochen. Ich hatte keinen Plan, ausser dass ich nach Westen fahren wollte. Ich hatte kein bestimmtes Ziel im Kopf: Wohin auch immer ich fuhr, es war in Ordnung. Ich war in meinem ganzen Leben noch nie länger als eine Stunde gefahren. Ich weiss nicht, woher ich die Energie nahm, von 7 Uhr morgens so lange zu fahren, bis es zu dunkel wurde, um weiterzufahren. Da waren wir schon in Winnyzja.

 

Anatolii, haben Sie nach der Abreise Ihrer Familie weiter Freiwilligenarbeit geleistet?

Anatolii: Es gab noch viele Menschen, die beschlossen hatten, in Horenka zu bleiben. Selbst als viele Häuser in Schutt und Asche gelegt waren, dachten die Menschen, dass die Russen nur den Weg entlang der Warschauer Strasse freimachten, über die sie einen Angriff planten.

In dieser Zeit evakuierte ich die Nachbarn, die in unserem Dorf geblieben waren. Das Problem war nicht die Evakuierung selbst, das Problem war, wohin? Eine Familie habe ich in unsere Wohnung in Kiew gebracht, wo sie immer noch lebt. Ich hoffe, dass sie dort in Sicherheit sind. Zwei andere Familien habe ich zu ihren Familien gebracht. Aber dann begannen die Russen, alle sich bewegenden Objekte zu beschiessen, und es war nicht mehr sicher, weiterzufahren. Ich habe viele Autowracks in den Dörfern gesehen und es gibt auch eine Menge Fotobeweise aus Horenka. Rückblickend hatte ich einfach unglaubliches Glück.

 

Wissen Sie, ob Ihr Haus heute noch steht?

Anatolii: Es hat keine Fenster mehr, aber es ist noch da. Wir haben grosses Glück, denn die Bombe hat einen Teil des Nachbarhauses zerstört. Die Schule unserer Kinder wurde niedergebrannt.

 

In welches EU-Land wollten Sie ursprünglich gehen?

Anatolii: Auch hier gab es keinen Plan. Tetiana war auf dem Weg nach Rumänien. Bevor wir wieder zusammenkamen, hatte ich 36 Stunden am Stück nicht geschlafen.

 

Anatolii and Tetiana Ukraine interview 2
Zwei der drei Jungen spielen in Caux (Foto: Anastasia Slyvinska)

 

Wie haben die Kinder das alles erlebt? Konnten Sie ihnen erklären, was passiert ist? Wie haben Sie sich mit ihnen beschäftigt?

Tetiana: Vielleicht werden wir in der Zukunft die Folgen sehen. Wir haben ihnen überhaupt nichts erklärt.

Anatolii: Als wir noch zu Hause waren, gab es zwei Hauptaufgaben: Brennholz hacken, um das Haus zu heizen, und Mahlzeiten kochen. Ich war die meiste Zeit am Kontrollpunkt, es gab ständigen Artilleriebeschuss. Wir konnten uns nicht im Keller verstecken, weil unser Haus in einem sumpfigen Gebiet liegt. Die Kinder beschäftigten sich selbst. Die meiste Zeit versuchten sie nur, sich warm zu halten. Der Älteste half beim Hacken von Brennholz. Als wir in der EU ankamen, waren wir die ganze Zeit in Bewegung. Sie schliefen die meiste Zeit im Auto, weil sie so erschöpft waren. Sie haben nicht einmal gefragt, wohin wir fahren.

Tetiana: Wahrscheinlich wussten sie nur, dass es in der Ukraine Bomben und Schiessereien gab und hier nicht. Das hat ihnen gereicht. Sie zeigten keine Anzeichen von grosser Angst oder Stress, und das war eine Hilfe. Ich weiss nicht, wie wir überhaupt irgendwohin gekommen wären, wenn sie geweint hätten. Auf dem Weg in die Schweiz haben wir uns viele Male verfahren. Aber im Vergleich zu dem, was wir in der Ukraine durchgemacht haben, war das nichts.

Anatolii: Wir hatten sehr viel Glück.

 

Anatolii and Tetiana Ukraine interview 2
Die Jungs sind bereits Mitglieder eines lokalen Badmintonvereins (Foto: Anatolii)

 

Ist es Ihnen gelungen, Ihre Kinder in einer Schule in der Nähe von Caux unterzubringen?

Anatolii: Ja, die Schule hier ist fantastisch. Sie haben eine spezielle Klasse mit fünf Jungen, einem Lehrer und einem Übersetzer organisiert.

Tetiana: Die Jungs lieben Badminton und es gibt ein wunderbares Zentrum in Lausanne.

 

Wie war Ihr Empfang in Caux?

Tetiana: Wir sind sehr froh, dass wir hier in Caux so freundlich aufgenommen wurden. Wir hatten sehr begrenzte Mittel und keine Ahnung, was wir tun würden. Nach diesen acht Tagen in der Ukraine ohne Licht und Strom, mit nichts, ist es hier wie im Paradies.

Anatolii: Mit so einem Empfang haben wir überhaupt nicht gerechnet. Wir möchten uns bei allen von IofC Schweiz bedanken, die bei unserer Ankunft die Organisation übernommen und uns geholfen haben, unsere Kinder in die Schule zu bringen. Sie haben unseren Kindern wirklich eine Chance gegeben!

 

Über die Autorin

Anastasia Slyvinska

Anastasia Slyvinska ist Journalistin aus Kiew, Ukraine. Sie hat als TV-Moderatorin, Auslandsreporterin und Managerin für Medienunternehmen in der Ukraine und im Ausland gearbeitet. Da sie sowohl im ukrainischen als auch im kanadischen Parlament gearbeitet hat, kombiniert sie ihre Medienerfahrung mit ihrem politikwissenschaftlichen Hintergrund. Anastasia ist seit 2014 Teil der IofC-Gemeinschaft, als sie zum ersten Mal an der Konferenz Just Governance for Human Security teilnahm. Sie lebt derzeit in Lausanne (Schweiz).

 

 

 

______________________________________________________________________________________

 

IHRE HILFE ZÄHLT!

Da unsere eigenen Finanzquellen zur Neige gehen, brauchen wir Ihre Hilfe, um das Caux Refuge-Projekt finanziell zu unterstützen. Wir benötigen derzeit noch 20.000 CHF, damit die Gruppe bis Ende 2022 untergebracht werden kann. Mit diesem Betrag werden wir Nahrungsmittel und andere Kosten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt der Gruppe in der Villa Maria in Caux finanzieren.

Wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung. Bitte helfen Sie uns und geben Sie bei Ihrer Spende "Caux Refuge" als Verwendungszweck an. Sollten Sie Vorschläge oder Fragen haben, können Sie uns gerne per Email kontaktieren.

 

 

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Bitte beachten Sie, dass die in diesen Artikeln geäusserten Meinungen die Ansichten der Befragten widergeben und nicht unbedingt die Meinung des Interviewers, der Interviewerin oder von Initiativen der Veränderung Schweiz widerspiegeln.

 

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Young Ambassadors Programme 2021: Zuhören lernen

30/03/2022
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Als die indonesische Jurastudentin Agustina Zahrotul Jannah bei Google auf das Young Abassadors Programme (YAP) stiess, war sie aufgeregt und enttäuscht zugleich. Aufgeregt, weil sie hoffte, dass es ihr die Fähigkeiten vermitteln würde, sich mit so schwierigen Themen wie sexuellem Missbrauch, Geschlechterungleichheit und Kinderheirat auseinanderzusetzen. Enttäuscht, weil es an junge Menschen in Europa adressiert war.

Zu ihrer grossen Freude stellte sie jedoch fest, dass das Programm aufgrund der Pandemie ins Netz gestellt worden war und es für Bewerbungen aus aller Welt offen stand. Sie meldete sich als eine von über 60 Teilnehmenden für YAP 2021 an, das zum siebten Mal stattfand und erstmals online durchgeführt wurde.

 

Agustina Zahrotul Jannah

Junge Menschen als Schlüsselfiguren für positiven Wandel

„Das Programm hat mir dabei geholfen, mich selbst besser zu verstehen und meine Unsicherheiten zu überwinden“, sagt Agustina. Sie ist überzeugt, dass junge Menschen eine Schlüsselrolle spielen, um positiven Wandel zu ermöglichen.

Agustina bezeichnet sich selbst im Programm als „Neuling“ und war etwas eingeschüchtert von der Teilnahme promovierter Personen wie Besa Kadriu, einer Professorin an der South East European University in Mazedonien. „Später wurde mir klar, dass wir alle unterschiedliche Perspektiven einbringen.“

 

Besa Kadriu

Ideenaustausch und Begegnungen mit anderen

Wie Agustina fühlte sich auch Besa zu YAP hingezogen, weil sie in ihrem Land, in dem sie zur albanischen Gemeinschaft gehört, etwas verändern wollte. „In unserer Gesellschaft gibt es grosse Konflikte zwischen den verschiedenen Ethnien“, sagt sie. „Ich habe das Gefühl, dass die höheren staatlichen Institutionen nicht immer ihr Bestes für die verschiedenen Gruppen tun.“

Für Besa war die Teilnahme an YAP eine Chance, „meine Ideen mit anderen auszutauschen und Menschen zu treffen, die wissen, was es bedeutet, die Werte, Kultur, Sprache und Symbole anderer zu respektieren“. Sie war beeindruckt von der Vielfalt der Teilnehmenden und der Möglichkeit, voneinander zu lernen. Letztlich ging sie mit der Idee nach Hause, an ihrer Universität ein Wahlfachprogramm zu multiethnischen Themen zu entwickeln.

 

Shereen Siwpersad

Die Bedeutung des Zuhörens

Shereen Siwpersad arbeitet seit April 2021 für IofC Niederlande und lehrt an der Technischen Universität Delft. „Als Kommunikationsbeauftragte und Lehrerin liegt der Schwerpunkt immer auf dem Reden, dem Niederschreiben und Versenden von Informationen“, sagt sie. „Aber im YAP-Programm wurde viel Wert auf einfühlsames und engagiertes Zuhören gelegt. Die Zuhörübungen haben mir geholfen, eine bessere Lehrerin zu werden. Ich glaube, ich bin jetzt besser in der Lage, Einfühlungsvermögen zu zeigen und die Dinge aufzugreifen, die meine Studierenden nicht sagen.

Wenn ich YAP in wenigen Worten beschreiben sollte, würde ich sagen: es regt zum Nachdenken an, ist inspirierend und tut einfach gut. Es gab eine wirklich gute Gruppendynamik, eine sehr angenehme Atmosphäre und gute Ideen.“

 

Kairi Kuusemaa

Aktive Rolle bei der Umgestaltung der Gesellschaft spielen

„YAP hat mir geholfen, selbstbewusst über ernste globale Themen zu sprechen, ohne Angst vor Verurteilung“, sagt Kairi Kuusemaa, die Relationship Managerin auf dem Biohof ihrer Familie in Estland ist und ihr Land bei Ubuntu United Nations vertritt, einer Dialogplattform, die junge Menschen aus 193 Ländern zusammenbringt.

„Ich habe an YAP 2021 teilgenommen, weil ich eine aktive Rolle bei der Umgestaltung der Gesellschaft spielen und die dynamische Beziehung zwischen persönlichem und globalem Wandel erkunden wollte“, sagt sie. „Ich hatte Angst, dass ich in meinem Umfeld nichts bewirken könnte, aber ich bin jetzt zuversichtlich, dass alles auf dieser Welt möglich ist.“

Trotz des Online-Formats knüpften viele der Teilnehmenden starke Verbindungen zueinander. „Wir helfen uns auch heute noch gegenseitig“, sagt Agustina.

Wenn ich YAP in wenigen Worten beschreiben sollte, würde ich sagen: es regt zum Nachdenken an, ist inspirierend und tut einfach gut.

 

 

Geschrieben von Mary Lean, basierend auf Interviews von Hajar Bichri

 

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Helfen Sie den Water Warriors, in Kenia Wasser zu sparen

Eine CDES-Impact Story

28/03/2022
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Eine CDES-Impact Story

 

Im Oktober 2020 berichteten wir über Water Warriors, einer bahnbrechenden Zusammenarbeit zwischen Fachleuten, Aktivistinnen und Aktivisten in Kenia, Indien und Schweden, die von Initiatives for Land, Lives, and Peace (ILLP), dem Organisationsteam des Caux-Dialogs über Umwelt und Sicherheit, ins Leben gerufen wurde. Ziel ist es, die Wasserknappheit in Habeswein, einer somalischsprachigen Gemeinde im Bezirk Wajir in Kenia, zu bekämpfen.

 

Water Warriors 2022

 

Aufgrund der Pandemie wurde die Schulung, die eigentlich vor Ort hätte stattfinden sollen, ins Internet verlegt und von Schweden aus gestreamt. Erst im Jahr 2021, kurz vor dem Auftreten der Omicron-Variante, konnten die schwedischen und indischen Ausbilderinnen und Ausbilder Habeswein persönlich besuchen und mit der örtlichen Gemeinde an der Umsetzung ihrer Schulung in die Praxis arbeiten.

 

Water Warriors 2022

 

ILLP sammelt nun Geld, um den ersten einer Reihe von Flussdämmen zu bauen, bevor im April die Regenfälle einsetzen. Dieses Bauwerk wird 500.000 Kubikmeter Wasser fassen und das Leben von 20.000 Menschen verändern.

Folgen Sie diesem Link, um mehr zu erfahren und unterstützen Sie das Projekt mit einer Spende.

 

Water Warriors 2022

 

Initiativen für Land, Leben und Frieden organisiert den Caux Dialogue on Environment and Security (CDES) und veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik die jährliche Sommerakademie über Land, Sicherheit und Klima.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Rishabh Khanna.

 

 

Fotos: Rishabh Khanna und Mohammed Ogle

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Ein Caux Refuge-Interview von Anastasia Slyvinska

24/03/2022
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Ein Caux Refuge-Interview von Anastasia Slyvinska

 

Dieser Artikel ist der erste in einer Reihe von Interviews mit Menschen, die vom Krieg in der Ukraine betroffen sind und in der Caux Refuge eine vorübergehende Unterkunft gefunden haben.

 

Am Morgen des 24. Februar wachten Alina Shymanska und ihre Mutter Liudmyla mit der Nachricht auf, dass die russische Armee einen Militärflughafen in ihrer Heimatstadt Zhytomyr/Ukraine nur 10 Kilometer von ihrem Haus entfernt bombardiert hatte.

Dieser Morgen spaltete das Leben vieler Ukrainerinnen und Ukrainer in ein "Vorher" und ein "Nachher". Das schreckliche Geräusch der Luftschutzsirenen wurde zum Vorzeichen für all den Schmerz und das Leid, das folgen sollte und über Nacht wurde Alinas jährliche Bucket List, auf der ihre Träume, Hoffnungen und Ziele standen, völlig nebensächlich.

 

Alena and Olena interview Caux Refuge
Alina (links) und ihre Mutter Liudmyla im Garten des Caux Konferenz- und Seminarzentrums (Foto: Anastasia Slyvinska)

 

Alina ist das perfekte Beispiel für eine neue Generation junger Ukrainerinnen und Ukraine, die die Ukraine nur als unabhängigen souveränen Staat kennen. Bevor der Krieg ausbrach, hatte Alina grosse Pläne für ihr Leben in der Ukraine. Als Mitglied der Professional Government Association of Ukraine und als Jugenddelegierte beim United Network of Young Peacebuilders, beim World Forum for Democracy, beim Yalta European Strategy Forum und bei der UNESCO engagierte sie sich in vielen Bereichen, träumte von einer besseren Zukunft für ihr Land und arbeitete unermüdlich daran, diesen Traum wahr werden zu lassen.

Alinas Engagement in der Ukraine reichte von der Hilfe für Kinder, die unter Mobbing litten, bis hin zur regelmässigen Altkleiderspenden an Bedürftige.

Ihre Überzeugung als junge Führungspersönlichkeit führte dazu, dass sie 2018 als Young Ambassador an den Konferenzen in Caux teilnahm und 2019 beim Caux Scholars Program und der Asia Plateau Initiative mit dabei war. Ihre Teilnahme an verschiedenen IofC-Veranstaltungen prägte ihre zukünftige Arbeit und motivierte sie, sich noch mehr für jene Themen einzusetzen, die ihr am Herzen liegen.

Jetzt haben Alina und ihre Mutter Liudmyla in Caux einen sicheren Ort gefunden, um durchzuatmen und über die nächsten Schritte nachzudenken.

 

______________________________________________________________________________________

 

Erzählen Sie uns ein wenig über sich selbst. Welche Anliegen lagen Ihnen in der Ukraine am Herzen?

Alina - Bevor ich die Ukraine verliess, arbeitete ich als Projektmanagerin an der IT-Akademie in Zhytomyr, die eine hochwertige Ausbildung in einem sich schnell entwickelnden IT-Bereich anbietet. Ich fühlte mich dort sehr wohl.

Eine weitere Sache, die mir sehr am Herzen liegt, ist die Organisation einer Gruppe von Freiwilligen, die eine Nichtregierungsorganisation namens "Open Up Initiative" gegründet haben, die talentierten und kreativen Kindern hilft, mit Mobbing, Ungerechtigkeit und Hassreden in der Schule umzugehen. Als Schülerin wurde ich selbst gemobbt, und das half mir, den Schmerz und das Leid zu verstehen, das diese Kinder durchmachen. So wurde diese Initiative geboren. Wir hörten ihnen zu, unterstützten ihre Ideen und Bestrebungen, halfen ihnen, sich zu öffnen, und nahmen sie zu Konferenzen, Foren und Bildungscamps in der ganzen Ukraine mit. Es war für sie eine positive Abwechslung zu ihren negativen Erfahrungen in der Schule und zeigte ihnen neue Wege und Möglichkeiten auf.

 

Sie blieben nach Kriegsausbruch noch einige Tage in Zhytomyr. Was war der ausschlaggebende Punkt, an dem Ihnen klar wurde, dass Sie und Ihre Mutter die Stadt verlassen und sich einen sicheren Ort suchen mussten?

Alina - Am 27. Februar waren wir noch in Zhytomyr. Es war der dritte Tag des Krieges, und die russische Armee warf sechs Bomben auf den Militärflughafen 10 Kilometer von meinem Wohnort entfernt. Meine Mutter weigerte sich zunächst, das Haus zu verlassen. Ich weinte und bat sie, mit mir zum Bahnhof zu gehen. Ich wusste, dass ich sie nicht in einer solchen Gefahr zurücklassen konnte.

 

Image
Die Villa Maria, wo das Caux Refuge-Projekt untergebracht ist

 

Liudmyla, Sie hatten also ursprünglich vor, zu Hause zu bleiben und weiter zu arbeiten?

Liudmyla - Ursprünglich wollte ich nicht gehen. Ich sagte meiner Tochter, dass ich mich einfach am Bahnhof verabschieden und zurückbleiben würde. In den ersten beiden Kriegstagen habe ich weiterhin in einem Geschäft in unserer Stadt gearbeitet, und ich hatte vor, das so lange wie möglich zu tun. Viele Geschäfte waren bereits geschlossen, so dass ich das Gefühl hatte, nicht einfach so gehen zu können.

Alina - Ich glaube, viele Menschen glaubten damals nicht, dass der Krieg so lange dauern würde. Meine Mutter dachte an ihr Haus und ihren Garten und wollte nicht weggehen, weil sie dort eine gewisse Stabilität, Arbeit und Eigentum hatte. Sie fragte sich, wer sich um uns kümmern würde, sobald wir die Grenze überschritten hatten. Damals wusste niemand, ob wir Hilfe erhalten würden, schon gar nicht mit so viel Grosszügigkeit und Mitgefühl, wie wir es jetzt in Caux sehen und spüren.

 

Wie haben Sie Ihre Mutter davon überzeugt, mit Ihnen zu gehen?

Alina - Als ich beschloss zu gehen, bestand ich darauf, dass meine Mutter ihren Ausweis mitnehmen sollte, weil wir mehrere Sperren passieren mussten, bevor wir den Bahnhof erreichen konnten. Ursprünglich wollte ich nach Lviv in der Westukraine fahren. Mein Zug wurde wegen der Bombardierung gestrichen, aber es gab die Möglichkeit, einen anderen Zug zu nehmen, der aus Kramatorsk im Osten kam. Später erfuhren wir, dass es sich um einen speziellen Evakuierungszug für Menschen aus Kramatorsk handelte. Wir rannten zum Zug und ich flehte sie an, uns einsteigen zu lassen. Zu diesem Zeitpunkt hatte meine Mutter beschlossen, mit mir bis zur Grenze zu fahren und dann nach Hause zurückzukehren. Bis zum Schluss dachte sie also nicht daran, wirklich zu gehen.

Liudmyla - Eigentlich möchte ich immer noch so schnell wie möglich in mein Haus und mein normales Leben zurückkehren.

 

Wie lange hat es gedauert, bis Sie in der Schweiz angekommen sind?

Alina - Wir haben vier Tage gebraucht. Wir sind über die Grenze in die Slowakische Republik gefahren. Die Menschen dort haben uns sehr geholfen und uns mit Grosszügigkeit und Freundlichkeit behandelt. Sie gaben uns zu essen und einen Platz zum Schlafen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir fast gar nicht geschlafen. Ich war so dankbar, dass ich schlafen konnte. Am 2. März überquerten wir schliesslich die Schweizer Grenze.

 

Was geschah bei Ihrer Ankunft in der Schweiz?

Alina - Bei der Ankunft am Genfer Flughafen wurden wir von einem Polizisten begrüsst, den wir um Hilfe baten, weil wir keine Unterkunft hatten. Wir wurden in ein Flüchtlingslager geschickt und blieben dort, zusammen mit vielen anderen Flüchtlingen aus der ganzen Welt. Flüchtlinge aus der Ukraine waren neu in der Schweiz, so dass sowohl die Beamtinnen und Beamten als auch die Freiwilligen angesichts der vielen Menschen, die in die Schweiz kamen, ein wenig verwirrt und überfordert waren. Es war eine schwierige Erfahrung. Wir sassen stundenlang auf einer Bank und warteten darauf, dass jemand mit unseren Dokumenten zurückkam. Dann wies man uns Betten in einem Zimmer zu, das wir mit zehn anderen Menschen aus Afghanistan, Bosnien und Herzegowina und Somalia teilten, die ebenfalls auf Asyl hofften. Von dort schickte man uns bald in ein anderes Lager nahe der Grenze zu Österreich und Liechtenstein, wo wir weitere fünf oder sechs Tage verbrachten. Es war eine lange Reise, bis wir nach Caux kamen.

 

Alena and Olena interview Caux Refuge
Alina und ihre Mutter in der Villa Maria (Foto: Anastasia Slyvinska)

 

Jetzt, wo Sie schon einige Tage in Caux sind, was sind Ihre ersten Eindrücke? Haben Sie schon Leute von IofC und dem Dorf Caux getroffen?

Alina - Ja, während meiner ersten Tage hier habe ich die meisten Leute aus dem Dorf kennengelernt, als sie uns besuchten, um uns zu begrüssen. Ich bin allen Mitgliedern der wunderbaren IofC- und Caux-Gemeinschaft so dankbar, dass sie alles Notwendige mitgebracht haben - Hygieneartikel, Medikamente, Kleidung und Lebensmittel. Sie waren sehr grosszügig.

Liudmyla - Als wir unsere Heimatstadt verliessen, konnten wir kein Geld abheben. Es gab kein Bargeld in den Geldautomaten, und die Leute bekamen ihr Gehalt nicht. Wir mussten mit fast nichts gehen. Ich hatte nur eine Tasche dabei, während Alina nur ein kleines Gepäckstück dabei hatte. Es war sehr bewegend, all diese grosszügigen Spenden zu sehen.

 

Wie fühlen Sie sich jetzt, da Sie einen sicheren Ort gefunden haben, an dem Sie bleiben können?

Alina - Ich fühle mich endlich sicherer, aber ich bin sehr unsicher, was die Zukunft angeht. Deshalb fühle ich mich immer noch nicht zu 100 % sicher. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich mit meiner Familie und meinem Freundeskreis, die noch in der Ukraine sind, in Kontakt stehe. Durch diesen engen Kontakt habe ich das Gefühl, bei ihnen zu sein, auch wenn wir diese schreckliche Erfahrung jetzt von einem sicheren Ort aus durchleben. Zurück in der Ukraine fehlt es den Menschen oft an Lebensmitteln und lebensnotwendigen Dingen, so dass ich mich auch schuldig fühle. Ich höre oft, wie wichtig es ist, für sich selbst zu sorgen, aber es ist schwer, für sich selbst zu sorgen, wenn man weiss, dass Menschen sterben, dass Kinder sterben.

 

Ist der Rest Ihrer Familie in Sicherheit? Wie geht es ihnen?

Alina - Mein Vater, mein Bruder und viele aus meinem Freundeskreis sind noch in der Ukraine. Leider sind viele Mitglieder meiner Familie jetzt über ganz Europa verstreut, mit Ausnahme meines Vaters und meines Bruders, die unser Land beim Militär beschützen. Meiner Meinung nach erhält unser Militär nicht genug Unterstützung. Ich frage mich, wie die humanitären Konvois die Bedürftigen erreichen werden, nachdem die Brücke von Tschernihiw nach Kiew zerstört wurde.

 

Woher nehmen Sie die Kraft und Hoffnung, um in solch schwierigen Zeiten weiterzumachen?

Alina - Aus dem Gebet. Es hilft mir sehr, wenn ich bete, es gibt mir Hoffnung und Trost. Es ist sehr wichtig, für das Geschenk des Lebens dankbar zu sein und die kleinen Dinge zu sehen, die wichtig sind, wie das Atmen, das Sehen, das Gehen, das Berühren der Erde mit den Füssen, den Vögeln am Morgen zuzuhören. All diese kleinen Dinge sind sehr wichtig. In solchen Momenten des Gebets und durch die Wertschätzung der kleinen Dinge des Lebens glaube ich, dass das Licht die Dunkelheit besiegen wird!

 

Über die Autorin

Anastasia Slyvinska

Anastasia Slyvinska ist Journalistin aus Kiew, Ukraine. Sie hat als TV-Moderatorin, Auslandsreporterin und Managerin für Medienunternehmen in der Ukraine und im Ausland gearbeitet. Da sie sowohl im ukrainischen als auch im kanadischen Parlament gearbeitet hat, kombiniert sie ihre Medienerfahrung mit ihrem politikwissenschaftlichen Hintergrund. Anastasia ist seit 2014 Teil der IofC-Gemeinschaft, als sie zum ersten Mal an der Konferenz Just Governance for Human Security teilnahm. Sie lebt derzeit in Lausanne (Schweiz).

 

 

 

 

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11/03/2022
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Derzeit haben bereits mehr als 4.7 Millionen Vertriebene die Ukraine auf der Suche nach Asyl verlassen. Andere verlassen Russland durch die Androhung von Gefängnisstrafen.

Dieser Krieg findet an unseren europäischen Grenzen statt, und als europäisches Zentrum von Initiativen der Veränderung fühlen wir uns verpflichtet, denjenigen zu helfen, die gezwungen wurden, ihre Gemeinschaft und ihre Heimat zu verlassen.

 

Worum geht es?

Initiativen der Veränderung in der Schweiz blickt auf eine lange Tradition in der Bereitstellung eines sicheren Raums für Menschen aus Konfliktgebieten zurück. Das Konferenz- und Seminarzentrum von Caux diente während des Zweiten Weltkriegs als Flüchtlingszentrum, bevor Initiativen der Veränderung das Gebäude mit dem einzigen Ziel kaufte, das Vertrauen zwischen den Menschen im Nachkriegseuropa wiederherzustellen.
Deshalb haben wir beschlossen, in der Villa Maria (neben dem Caux Palace) Platz für bis zu 30 Personen zu schaffen. Wir haben nicht die Absicht, die offiziellen Asylbehörden zu ersetzen, und arbeiten eng mit den lokalen Behörden zusammen, um die gesetzlichen Bestimmungen einzuhalten. Wir werden daher eine/n Verbindungsbeauftragte-n einstellen, die bzw. der uns bei diesem Vorhaben unterstützen kann.


Warum tun wir das?

Seit vielen Jahren profitieren die Konferenzen im Konferenz- und Seminarzentrum von Caux nicht nur von den Beiträgen vieler inspirierender Referentinnen, Referenten und Facilitatorinnen und Facilitatoren aus Osteuropa, sondern auch von der praktischen Unterstützung durch Menschen aus der Ukraine.
Dies ist vor allem Foundations for Freedom zu verdanken, einem Programm zur Vertrauensbildung in Osteuropa, das Anfang der 90er Jahre in Caux ins Leben gerufen wurde und derzeit in der Ukraine angesiedelt ist. Das Programm hat viele Menschen ermutigt, an Veranstaltungen in Caux teilzunehmen.
Darüber hinaus waren auch die Internationalen Gemeinschaftswochen, die zu Beginn jedes Sommers in Caux stattfanden, eine Zeit, in der Menschen aus der Ukraine, Russland und anderen osteuropäischen Ländern zusammenkamen und gegenseitiges Verständnis und Vertrauen aufbauten.


Was bedeutet dies für Caux?

Da der Platz in der Villa Maria begrenzt ist, werden Mitglieder des Netzwerks Foundations for Freedom / Initiativen der Veränderung und ihre Familien bevorzugt behandelt.
Die Villa Maria steht weiterhin für externe Vermietungen zur Verfügung und die bisherigen Räumlichkeiten können nach wie vor angemietet werden. Die Gemeinschaftsräume für Flüchtende und externe Gäste bleiben getrennt und sollten einen störungsfreien Ablauf gewährleisten.


 
Ihre Unterstützung macht es möglich

Dieses Projekt ist eine Reaktion auf die aktuelle Krise, und wir suchen nach Mitteln, um die Lebenshaltungskosten der Flüchtlinge und Asylbewerbenden zu decken, die nicht von der örtlichen Verwaltung übernommen werden. Es handelt sich um eine ungeplante Ausgabe, die wir aber für notwendig halten - wir können einen so grossen Bedarf nicht ignorieren.

Wir schätzen, dass sich die Kosten auf etwa CHF 30 pro Person pro Tag belaufen werden (= geschätzte Gesamtkosten CHF 27.000/Monat für 30 Personen, einschliesslich Lebenshaltungskosten, Gehalt des/der Verbindungsbeauftragten usw.). Jeder Beitrag, den Sie leisten können, wird uns helfen, Menschen in Not in Caux zu versorgen.

 

In den letzten Tagen wurden bereits 18 Menschen, die vom Krieg in der Ukraine betroffen sind, in Caux aufgenommen, weitere werden bald folgen.

Bitte spenden Sie hier und geben Sie als Spendenzweck "Caux Refuge" an.

 

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