Zeinab Dilati
Sebastian Hasses beruflicher Werdegang verlief alles andere als geradlinig. Er begann mit einem Informatikstudium in seiner Heimatstadt Lübeck. Als er merkte, dass dieses Diplom ihn nicht glücklich machte, schlug er jedoch eine Schauspielkarriere ein, begann, Filme zu machen und kehrte schliesslich als IT-Berater in das Familienunternehmen zurück.
Können wir wirklich zuhören? Was wäre, wenn wir alle die Macht hätten, in unseren Gemeinschaften mehr Zusammenhalt zu schaffen und sie integrativer zu machen, indem wir anfangen, einander wirklich zuzuhören?
Die Konferenz Tools for Changemakers war eine dreitägige Erfahrungsreise, die sich zum Ziel gesetzt hatte, die Teilnehmenden mit dem kraftvollen Werkzeug des Dialogs auszustatten. Mehr als 150 Changemaker aus der ganzen Welt und verschiedenen Alters nahmen vom 17. bis 19. Juli 2020 an der Online-Veranstaltung teil und erlebten aus erster Hand, wie transformativ ein echter Austausch und wahres Zuhören sein kann.
Obwohl die Konferenz online stattfand, war sie in hohem Masse interaktiv. Sie schuf erfolgreich einen sicheren Raum und bot den Teilnehmenden zahlreiche Gelegenheiten, einander kennenzulernen, über ihre Erfahrungen zu reflektieren sowie sich auszutauschen und so gab es viele dankbare Worte, als die Teilnehmenden inspiriert und mit einem Gefühl der Verbundenheit "nach Hause" gingen. Anschliessend wurde eine Facebook-Gruppe eingerichtet, um dieser Gemeinschaft eine neue Plattform zu bieten.
Der erste Tag von Tools for Changemakers führte die Teilnehmenden in die Prinzipien des Dialogs ein. Fachleute waren eingeladen, um über Dialogansätze und ihre Vision darüber zu sprechen, wie solche Praktiken eine bedeutende Rolle bei der Bewältigung der zukünftigen Herausforderungen unserer Welt spielen können.
Bei Dialog geht es darum, Unterschiede zu erforschen, nicht Entscheidungen zu finden.
Simon Keyes
"Dialog ist ein Prozess des Nachdenkens über Unterschiede", sagte Simon Keyes, Professor für Versöhnung und Friedensförderung der Universität Winchester. Dialog ermöglicht uns zu sehen, wie unsere Meinungen von unserer Umwelt geprägt werden und er schafft Vertrauen und Beziehungen. Der Prozess ist oft nicht einfach. Soll Dialog erfolgreich sein, müssen wir unsere Urteile aufheben, ehrlich und transparent sein und uns von der Notwendigkeit befreien, uns zu einigen oder Entscheidungen zu treffen. "Die Herausforderung ergibt sich aus der Tatsache, dass wir an verschiedenen Orten geboren sind. Dies vermittelt uns falsche Vorstellungen voneinander", sagte Mohammed Abu-Nimer, Professor an der School of International Service der American University und leitender Berater bei KAICIID. Dr. Iryna Brunova-Kalisetska, Forscherin, Ausbilderin und Dialogvermittlerin, machte darauf aufmerksam, dass Dialog Zeit brauche, die wir inmitten eines Konflikts nicht immer haben.
Am zweiten Tag von Tools for Changemakers hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, Dialog selbst zu erleben. Aufgeteilt in Kleingruppen tauschten sie ihre Erfahrungen mit Privilegien und Diskriminierung aus. Sie lernten, sich authentisch auszudrücken, anderen aufmerksam zuzuhören und über ihre Erfahrungen zu reflektieren, was zu einer tiefen Verbundenheit führte. "Durch das Eingeständni meiner Privilegien fühlte ich mich ermutigt, mehr über die Erfahrungen anderer Menschen mit Unterdrückung und Diskriminierung zu erfahren", erklärte ein Teilnehmer.
Ebony Walden, Matthew Freeman und Rob Corcoran, drei Moderatorinnen und Moderatoren aus den Vereinigten Staaten, erörterten anschliessend die Rolle des Dialogs im Kontext von #BlackLivesMatter. "Oft denken die Leute, dass wir nicht reden , sondern handeln müssen. Aber ich denke, dies ist eine falsche Dichotomie", erklärte Matthew Freeman. Dialog sei ein entscheidender Schritt zum Handeln, da er uns helfen könne, auf Augenhöhe miteinander zu sein.
Sehen Sie das ganze Gespräch hier.
Für die letzte Veranstaltung von T4C sprachen zwei Friedensschaffende über die Auswirkungen von Dialog auf ihr Leben. Angela Starowojtowa, Ausbilderin für effektive Kommunikation aus der Ukraine, erklärte, wie sie ihre Karriere mit dem Wunsch begann, "ihre Weisheit der Welt weiterzugeben" und dass andere ihre Werte übernehmen sollten. Dann erkannte sie, dass andere Menschen ein Recht auf ihre Meinungen haben, auch wenn sie selbst nicht mit ihnen übereinstimmt. Als ihr Vater und sie ständig über ihre Meinungen bezüglich der Annexion der Krim durch Russland stritten, entschied sie, ihre Beziehung sei ihr wichtiger als die Frage, wer Recht habe. Sie wählte den Dialog als Weg, um die Familie zusammenzuhalten.
Janine Farah, die in Australien einen Master in Friedens- und Konfliktstudien absolviert, erzählte von dem Mut, den es sie kostete, jemanden, der tief gelitten hatte, in die Lage zu versetzen, mit einer Person aus derselben Gemeinschaft wie die Täter, ins Gespräch zu kommen.
Die Teilnehmenden hatten anschliessend Gelegenheit, diese Diskussionen in kleineren Gruppen zu vertiefen und darüber zu sprechen, wo sie selbst Dialog in ihrem persönlichen und beruflichen Leben einsetzen könnten. Der Austausch persönlicher Erfahrungen aus aller Welt diente den Teilnehmenden als Quelle der Inspiration und brachte sie einander näher.
Die anerkennenden Worte der Teilnehmenden zeigten, wie inspirierend sie die Veranstaltungen fanden und dass sie es genossen hatten, mit anderen tiefer ins Gespräch zu kommen.
Wir sind gespannt, wie sie das neue Instrument des Dialogs zur Bewältigung jener Herausforderungen nutzen werden, die ihnen in ihrem Umfeld begegnen.
Vielen Dank an das IofC-Team für die nahtlose Organisation und an alle Teilnehmenden für ihre Verletzlichkeit, ihre Dialogbereitschaft, ihre Bereitschaft zuzuhören und sich offen auszutauschen. Es war ein echtes Privileg, Teil dieses Prozesses, dieser Veranstaltung zu sein, und ich werde mich in naher Zukunft bestimmt an einige dieser Geschichten erinnern. Ich werde über diese Erfahrung nachdenken und hoffe, Sie alle beim kommenden Caux Forum zu sehen.
So viel Dankbarkeit und Inspiration! Vielen Dank an die Organisatorinnen und Organisatoren für diese wunderbare Gelegenheit, mit so vielen Entscheidungsträgerinnen und -trägern aus der ganzen Welt in Kontakt zu treten!
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Die Konferenz Kreatives Leadership nahm die Teilnehmenden mit auf eine sechstägige persönliche Erkundungsreise. Im Mittelpunkt stand die Frage nach dem persönlichen Umgang mit Leadership. Mehr als 120 leidenschaftliche Changemaker aus aller Welt nahmen an diesem Abenteuer teil. Sie liessen sich von eindrucksvollen Erfahrungsberichten inspirieren und erhielten die Möglichkeit, eine starke virtuelle Gemeinschaft zu schaffen.
Kreatives Leadership ist eine neue Initiative, die von Alumni des Caux Peace and Leadership-Programms (CPLP) ins Leben gerufen wurde. Ihr erstes Unternehmen bestand in der grossen Herausforderung, die Konferenz online zu organiseren und durchzuführen.
Dem jungen Team, das sich eindeutig gut in der Technologie auskennt, gelang es, den Teilnehmenden eine beeindruckende Erfahrung mit Tiefgang zu bieten. Sie schufen während der Dialoggruppen und sogenannten Tea Times einen sicheren Raum für den Austausch und das Knüpfen von Kontakten, führten in Zeiten der Stille zu Momenten der Selbstreflexion und luden ein, bei menschlichen Bibliotheken und Webinarsitzungen über Leadership zu lernen. Sie trugen sogar den Zeitunterschieden Rechnung, indem sie sowohl am Vormittag als auch am Nachmittag Programme anboten.
Die Teilnehmenden brachten während der Abschlusssitzung ihre Dankbarkeit zum Ausdruck und sprachen von ihrem Wunsch, in Verbindung zu bleiben und sich gegenseitig auf ihrer Reise zu einem kreativen Leadership zu unterstützen.
Die Konferenz begann mit der Eröffnung eines sicheren Raumes für den Austausch und zur Schaffung einer Gemeinschaft. Dadurch konnten sich die Teilnehmenden sicher genug zu fühlen, um zu erkunden, wie sie Veränderung in ihr Leben bringen können.
Die erste Referentin, Maria Paula Garcia Romero, erklärte, wie sie nach ihrer Teilnahme bei CPLP etwas für ihre Gemeinschaft tun wollte und dadurch zur Sozialunternehmerin wurde. Sie startete das Suuralairua Library-Programm, das darauf abzielt, isolierte indigene Gemeinschaften in Kolumbien zu stärken, indem es ihnen eine Bibliothek zur Verfügung stellt und ihnen dabei hilft, ihre eigenen Ahnengeschichten zu lesen und aufzuschreiben. Ausgehend von dieser Erfahrung erklärte sie, wie das Führungsmodell eines jeden Unternehmens an das Projekt und die betroffene Gemeinschaft angepasst werden müsse. In der Tat, so Maria Paula, "müssen die Gemeinschaften in die Gestaltung des Projekts einbezogen werden", um sicherzustellen, dass es ihnen dient und ihre Identität respektiert.
Durch Zeiten der Stille, menschliche Bibliotheken und Dialoggruppen wuchs bei den Teilnehmenden ein Verständnis dafür, was es bedeutet, aus sich selbst heraus zu führen. Eine der beeindruckensten Sitzungen der Konferenz wurde von vier Referenten geleitet, die in das Konzept einer spirituellen Politik einführten, die Leadership durch Vorbild und Dienst fördert und eine Atmosphäre der Achtsamkeit schafft. Rodrigo Martínez Romero, Harmen van Dijk, Pepe García und Lázaro Valiente erlaubten den Teilnehmenden, über ihre eigenen Ziele und ihr kulturelles Erbe nachzudenken und inspirierten zu Kreativität, um getrennte Welten zu vereinen.
Das erste Webinar zu diesem Thema wurde von Sonita Mbah aus Kamerun geleitet, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Kultur, Identität und Leadership befasste und praktische Techniken vermittelte. Sonita hat mehr als sieben Jahre dem Aufbau der gemeinnützigen Organisation Better World Cameroon und des Ökodorfes Bafut gewidmet. Heute ist sie Exekutivsekretärin von GEN (Global Ecovillage Network) Afrika. Sie wurde ausserdem 2017 mit dem Gender Just Climate Solutions Award von Women and Gender Constituency ausgezeichnet.
Sie erklärte, ihre Verbundenheit mit ihren Wurzeln, ihrer Kultur und ihrer Umwelt sei die Grundlage ihres Leaderships. "Alles Gute, das entstanden ist, entspringt dem, wo ich in meiner Kultur verwurzelt bin", sagte sie. Dies sei nicht ohne Herausforderungen. Ihre Kultur habe auch mit einem Trauma aus der Kolonisierung zu kämpfen, das geheilt werden müsse. Sie erzählte ausserdem, sie habe gegen sexistische kulturelle Normen ankämpfen müssen. Die Arbeit und die Schwierigkeiten seien manchmal überwältigend, aber sie könne durch Meditation und Tagebuchschreiben konzentriert bleiben und liesse sich durch ihre Vision einer besseren Welt inspirieren.
Wer ich bin, bestimmt, wie ich führe, aber auch, wie ich lebe und wie ich sterbe.
Jin In
Im vierten Webinar sprach Jin In, die Gründerin von 4 Girls GLocal Leadership, über die Bedeutung, junge Menschen zu inspirieren, damit sie ihren Worten Taten folgen lassen. Sie erzählte ihre persönliche Geschichte und wie sie selbst zu jener Führungspersönlichkeit wurde, die sie heute ist. Sie ermutigte die Teilnehmenden, sich für mehr persönlichen Mut, Hoffnung, Fokus und Einheit einzusetzen.
Das abschliessende Webinar wurde von dem Transportingenieur Tony Sakr geleitet, der eine Kampagne zur Unterstützung junger Menschen, die von der anhaltenden Krise in Syrien betroffen sind, ins Leben gerufen hat. "Erfolg ist ein Mannschaftssport", sagte er und erklärte, Networking sei eine wichtige Komponente des Erfolgs, denn es sei unmöglich, alles alleine machen. Das Herzstück eines starken Netzwerks sei Vertrauen, denn wir könnten nicht mit anderen zusammenarbeiten, ohne ihnen zu vertrauen. Dafür sei Verantwortlichkeit von entscheidender Bedeutung.
Er riet den Teilnehmenden, Versprechen stets zu erfüllen. Erfolgreiche Netzwerke basierten ausserdem auf Gegenseitigkeit, so Tony. Wir müssten sehen, was wir auf den Tisch legen. Das Wichtigste sei, als erfolgreicher Netzwerker bescheiden zu bleiben und zuzuhören, denn es gäbe immer etwas zu lernen!
Im Rahmen der menschlichen Bibliotheken sprachen viele andere inspirierende junge Führungskräfte über ihre Erfahrungen. Zu den "Büchern" gehörten Maria del Pilar Aristizabal, die Gründerin der Life Academy, ein soziales Unternehmen, das in Kolumbien Workshops für Führungskräfte durchführt, Anubha Sharma, eine leitende Analystin, die geschlechtsspezifische Geschäftsstrategien für die Wertschöpfungsketten kleiner und mittlerer Unternehmen in Indien entwickelt, sowie Ary Marrufo, eine Modedesignerin, die Kultur bewahren, Handwerker unterstützen und ein Bewusstsein für deren Potenzial schaffen will, um in Mexiko eine bessere Zukunft zu schaffen.
Zum Abschluss der Konferenz erzählten die Teilnehmenden, wie die Dialoggruppen ihnen ein Gefühl von Sinn und Unterstützung gegeben hatten und wie sehr sie sich freuten, Teil dieser Reise zu sein.
Wir sind gespannt zu erfahren, was diese jungen Führungspersönlichkeiten in der Welt hervorbringen werden!