" Ich fühle mich langsam wohl in meiner Haut."
CPLP Talks 4
03/03/2021
Tinotenda Dean Nyota aus Gweru (Simbabwe) nahm 2018 am Caux Peace and Leadership-Programm (CPLP) teil. Er studierte Wirtschaftswissenschaften und beschreibt sich selbst als einen aktiven Bürger mit einer Leidenschaft für Unternehmertum und Entwicklung.
Als junger Mensch im postkolonialen Simbabwe wuchs ich in einer Gesellschaft auf, die mir beibrachte, dass alles Fremde und Weisse besser sei als alles Einheimische und Schwarze.
Die besten Schulen in meinem Land, die jedes Kind besuchen möchte, sind die Privatschulen, die eigentlich als 'weisse Schulen' wahrgenommen werden. Die besten und sichersten Viertel, in denen jeder leben möchte, werden von einer anderen kulturellen Einrichtung dominiert, die wir wiederum als weiss wahrnehmen. Die Fähigkeit, fliessend Englisch zu sprechen, wird mit Wohlstand und Intelligenz assoziiert. Wir alle wollen uns wie Weisse kleiden, essen und wir wollen nach der Vorstellung leben, die wir von den Weissen haben - und all dies, wohlgemerkt, über 40 Jahre nach Erlangung der Unabhängigkeit!
Das erste Mal, dass ich mich auf eine Selbstfindungsreise einliess, war, als ich 2018 am CPLP teilnahm. Zu dieser Zeit fand die Fussballweltmeisterschaft statt und ich unterstützte Frankreich wegen Paul Pogba, der für meinen Lieblingsfussballverein Manchester United spielt. Ich kann mehr über Manchester erzählen als über meine Heimatstadt. Ich wusste mehr über die englische Premier League als über die Liga in Simbabwe. Meine Sprachwahl, mein Kleidungsstil und meine Essensauswahl waren alle von Bildern weisser Menschen und weisser Institutionen inspiriert.
Ich betrachte mich jetzt im Spiegel anders. Ich fühle mich langsam wohl in meiner Haut...
Während unseres Trainings in Caux erzählten alle CPLP-Teilnehmenden ihre Geschichte. Sie kamen aus mehr als 40 Ländern und Kulturen, und sie waren alle ausgesprochen stolz darauf, wer sie waren. Ihre Geschichten zeigten ihre Wertschätzung für ihre Sprache, ihr Essen und ihren Kleidungsstil. Ich kam dadurch zu einer Erkenntnis, die mein Leben veränderte - eine Erkenntnis, durch die ich mich fehl am Platz fehlte, denn ich fühlte mich mehr britisch als simbabwisch.
Als ich von Caux nach Hause fuhr, kam mir die Überzeugung, eine Diskussion zum Thema "Jung und schwarz sein in Simbabwe" zu leiten. Dadurch wurde mir klar, dass ich nicht der Einzige war, die die isolierende Realität einer Identitätskrise erlebte. In den letzten Jahren habe ich eine Veränderung in der Einstellung junger Leute gesehen - hin zu der Idee, dass es auch gut ist, einheimisch und schwarz zu sein. Ich betrachte mich jetzt im Spiegel anders. Ich fühle mich langsam wohl in meiner Haut, und auf jeden Fall sehen meine schwarzen, lockigen Haare jetzt natürlich schön aus. Die Black-Lives-Matter-Bewegung konnte zu keinem besseren Zeitpunkt kommen als jetzt, wo wir uns bemühen, uns als junge Menschen in einem unabhängigen Simbabwe zu finden.
Lesen Sie weitere Artikel aus den CPLP-Talks über Kultur und ihren Einfluss auf unser Leben:
- Charlotte Rémié : Das Beste aus beiden Kulturen
- Sebastian Hasse: Kultur, Herkunft und Freiheit
- Abeda Nasrat: "Afghanistan gab mir Wurzeln, Dänemark gab mir Flügel"
Die Caux Peace and Leadership Programme Talks sind ein Online-Raum, in dem Erfahrungen ausgetauscht und Netzwerke aufgebaut werden. Diese neue Gesprächsreihe wird von Alumni des Caux Peace and Leadership-Proramms veranstaltet und moderiert und bietet Gelegenheit, jungen Menschen aus aller Welt zuzuhören, sich inspirieren zu lassen und Kontakte zu knüpfen.
Wenn Sie am Samstag, den 13. März 2021 um 14;00 MEZ an einem Online-Gespräch zum Thema Kultur und Identität mit anderen Alumni des Caux Peace and Leadership-Programms teilnehmen möchten, können Sie sich hier anmelden! Nach der Anmeldung erhalten Sie eine Email, in der Ihnen mitgeteilt wird, wie Sie an dem Treffen teilnehmen können.
Bitte lesen Sie die Teilnahmebedingungen hier.
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Das Beste aus beiden Kulturen
CPLP Talks 4
03/03/2021
Charlotte Rémié entdeckte Initiativen der Veränderung 2012 durch ihre Eltern. Sie nahm 2016 am damaligen Caux Interns Programme teil und war Teilnehmerin des Caux Peace and Leadership-Programms im Jahr 2017. Danach gab es kein Zurück mehr auf ihrem Weg der Selbstfindung und der Entdeckung anderer Menschen. Nachdem sie drei Jahre beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz gearbeitet hatte, beschloss sie, sich ihrer eigenen Persönlichkeitsentwicklung zu widmen.
Ich stamme ursprünglich aus Ruanda, bin aber in der Schweiz geboren und aufgewachsen. Meine Kindheit und Jugend verbrachte ich in einem Umfeld, das wenig Vielfalt bot. Ausserhalb von zu Hause war ich in Kontakt mit der Schweizer Kultur, daheim herrschte die ruandische Kultur vor.
Diese beiden Kulturen sind sehr unterschiedlich und widersprechen sich teilweise sogar. Für jemanden wie mich, die versuchte, ihre eigene Identität aufzubauen und zu verstehen, war das manchmal wirklich schwierig. Ich dachte, ich müsste mich zwischen beiden entscheiden und die "Beste" auswählen. Aber das bedeutete, einen Teil von mir selbst aufzugeben. Obwohl ich wusste, dass diese Lösung für mich nicht funktionierte, sah ich keine andere Alternative.
Nach meiner Kindheit in einem kulturell zweispurigen Umfeld empfand ich Caux als beeindruckend und bereichernd. Es gab mir die Möglichkeit, meine Interpretation von Kultur zu hinterfragen und zu relativieren. Es war das erste Mal, dass ich von Menschen jeden Alters aus der ganzen Welt umgeben war, jeder und jede mit seiner bzw. ihrer eigenen Geschichte und seinem oder ihrem eigenen Grund, hier zu sein.
Mir wurde klar, dass es keine Last ist, zwei Kulturen zu besitzen, sondern ein Reichtum, und dass ich das Glück habe, das Beste von beiden auszuwählen.
Ich erinnere mich besonders an die Übung "Map of the World", die wir in Caux durchführten. Sie sollte zeigen, dass nichts nur schwarz und weiss ist und dass die eigene Perspektive auf Dinge von vielen Faktoren beeinflusst wird, u.a. auch von der Kultur, in der man aufwächst. Durch diese Übung wurde mir klar, dass keine der beiden Kulturen, in denen ich aufgewachsen bin, die absolute Wahrheit enthält und dass ich mich nicht zwischen ihnen entscheiden muss. Ich erkannte, dass es keine Last ist, zwei Kulturen zu besitzen, sondern ein Reichtum, und dass ich das Glück habe, das Beste aus beiden auszuwählen.
All die Kulturen, mit denen ich in Berührung gekommen bin, kombiniert mit den Tools und Methoden, die ich während der Caux Interns- und CPLP-Workshops erworben habe, haben mir geholfen, die Unterschiede zu akzeptieren, die in mir existieren. Ich kann meine eigene Kultur/Lebensphilosophie/Identität aufbauen, indem ich die schönen Dinge kombiniere, die ich in den Kulturen um mich herum beobachte.
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Wenn Sie am Samstag, den 13. März 2021 um 14;00 MEZ an einem Online-Gespräch zum Thema "Kultur und Identität" mit anderen Alumni des Caux Peace and Leadership-Programms teilnehmen möchten, können Sie sich hier anmelden! Nach der Anmeldung erhalten Sie eine Email, in der Ihnen mitgeteilt wird, wie Sie an dem Treffen teilnehmen können.
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75 Jahre der Geschichten
Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums von Initiativen der Veränderung in Caux reflektiert Yara Zgheib aus dem Libanon über diesen besonderen Ort in den Schweizer Alpen, der das Leben vieler Menschen aus aller Welt verändert hat:
75. Jubiläum von Initiativen der Veränderung in Caux
Agnes Otzelberger Team
Agnes Otzelberger ist Trainerin und Forscherin und unterstützt Changemaker, um ihre Resilienz, Kraft und Weisheit zu finden und auszubauen. Sie war über zehn Jahren lang im Non-Profit-Sektor und in der internationalen Entwicklung tätig und spezialisierte sich auf Klimawandel und soziale Ungleichheit. Anschliessend begann sie, an der Verbindung zwischen "innerem"/persönlichem und "äusserem" Systemwandel in unserer anspruchsvollen und volatilen Zeit zu arbeiten.
Marias Kampf gegen Selbstmorde in Manizales
Von Elodie Malbois
18/02/2021
Maria del Pilar war eines der "menschlichen Bücher" der letztjährigen Online-Konferenz Creative Leadership, die Juli 2020 stattfand. Sie ist Absolventin des Caux Peace and Leadership-Programms, nahm an der Mandela Mile 2020 teil und sprach mit Elodie Malbois über ihre Leidenschaft für Leadership sowie ihren Kampf gegen Selbstmord in ihrer Heimatstadt Manizales (Kolumbien).
Vor zwei Jahren ging Maria del Pilar mit ihrer Freundin Laura, der "lustigsten Person", die sie kannte, tanzen. Zwei Wochen später beging Laura Selbstmord. Maria konnte nicht verstehen, warum eine so junge und lebhafte Person ihr Leben beenden wollte. Sie war entsetzt, als Freundinnen und Freunde, die sie in ihrer Trauer unterstützten, ihr anvertrauten, dass sie selbst einen Selbstmordversuch unternommen oder sich sogar in diesem Moment mit Selbstmordgedanken quälten. Das plötzliche Bewusstsein über die Häufigkeit von Selbstmord unter jungen Menschen in ihrer Stadt war wie eine kalte Dusche. Sie entdeckte, dass Manizales die höchste Selbstmordrate in Kolumbien hatte, aber nichts unternommen wurde, um diese vorzeitigen Todesfälle zu verhindern.
Viele in ihrer Lage hätten vielleicht das Gefühl gehabt, nichts dagegen tun zu können, um Selbstmord bei jungen Menschen zu verhindern. Nicht so Maria. Bei einem Workshop, den sie nach Lauras Tod besuchte, wurde sie aufgefordert, darüber nachzudenken, was sie mit 50 Jahren bereuen würde, nicht getan zu haben. "Ich fing an zu weinen", sagt sie. "Es war mir absolut klar, was ich tun musste. Ich wollte ein Unternehmen gründen, um junge Menschen in meiner Stadt zu unterstützen, die Selbstmord begehen könnten. Ich kannte mich mit Leadership aus, hatte aber keine Ahnung von psychischer Gesundheit. Aber ich wusste, dass es jungen Menschen helfen würde, wenn wir sie mit Führungsinstrumenten unterstützen würden."
Sie beschloss, etwas zu tun und zog Bilanz über ihre persönlichen Fähigkeiten: zehn Jahre ehrenamtliche Arbeit mit jungen Menschen und unzählige Leadership-Workshops, die sie besucht hatte. Die Führungsmethoden, die sie dabei erlernt hatte, hatten nicht nur auf ihr eigenes Leben starken Einfluss, sondern auch auf das Leben der jungen Menschen in der Erziehungsanstalt, in der sie ehrenamtlich tätig war.
"Mit den richtigen Tools fangen junge Menschen an, ihr Leben zu verändern, und sie entwickeln sich positiv, unabhängig von ihren Lebensumständen", sagt sie. Sie stellte einen Workshop zusammen, den sie an einer High School in Manizales abhielt und stellte fest, dass die Schülerinnen und Schüler mit ihr über ihr Leben und ihre Gefühle sprachen. "Sie konnten sich mit mir identifizieren, weil ich eine junge Frau bin. Wenn man als Teenager jemanden hat, mit dem man jede Woche sprechen kann und der einen unterstützt und einem hilft, die eigenen Stärken zu entdecken und zu stärken, dann kann jeder und jede sich weiterentwickeln."
Sie konnten sich mit mir identifizieren, weil ich eine junge Frau bin. Wenn man als Teenager jemanden hat, mit dem man jede Woche sprechen kann und der einen unterstützt und einem hilft, die eigenen Stärken zu entdecken und zu stärken, dann kann jeder und jede sich weiterentwickeln.
Sie nannte ihren Workshop Life Academy. Die amerikanische Columbia University bezeichnete ihn als Sozialinitiative mit grosser Wirkung in der Welt und gab ihr die Möglichkeit, nach New York zu gehen und zu lernen, ihre Prozesse, Methodik und Evaluation zu verbessern. Als sie nach Hause kam, formalisierte sie ihren Workshop-Plan und beantragte beim Bildungsministerium die Genehmigung, innerhalb eines Semesters 12 Workshops an der Schule mit der höchsten Selbstmordrate durchzuführen. Am Ende des Semesters stellte sie fest, dass die Workshops die Selbstmordtendenz um 91 Prozent reduziert hatten.
Begeistert von diesem Erfolg, begann sie, ihre Initiative auszuweiten. Inzwischen hat sie ein Team von 10 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie ist die einzige, die fest angestellt ist. Sie plant, ein vollständig nachhaltiges soziales Unternehmen zu werden, das allen 35.000 Schülerinnen und Schülern in ihrer Stadt Workshops zu Führungsqualitäten anbietet. Als Folge der COVID-19-Pandemie bietet sie ihren Workshop auch online an und hofft, dass er bis zum nächsten Jahr auf der ganzen Welt in Spanisch oder Englisch käuflich erworben werden kann.
Zusätzlich zur Life Academy hat Maria mit der Unterstützung ihres Trainers und Mentors aus dem Mandela-Mile-Programm die neue Initiative Salvemos Vidas (Rettet Leben) entwickelt. Über eine Social-Media-Kampagne startete sie einen Aufruf für Freiwillige, bei dem sich mehr als 100 Menschen meldeten. Sie wurden im aktiven Zuhören geschult und darin, wie man mit Menschen mit Suizidgedanken spricht. Diese Freiwilligen rufen nun alle zwei Wochen alle Schülerinnen und Schüler der beiden High Schools mit der höchsten Selbstmordrate an, um nach ihnen zu sehen und sie zu unterstützen. Wenn sie merken, dass ein Schüler oder eine Schülerin gefährdet sind, beginnt einer der Freiwilligen, ihn oder sie öfter zu sehen. Wenn das Selbstmordrisiko steigt, werden die Familien informiert, so dass der Teenager von einer psychologischen Betreuung profitieren kann. Wenn dieses Pilotprojekt erfolgreich ist, hofft Maria, es auf alle High Schools der Stadt ausweiten zu können.
Marias Vision ist es, die Life Academy und Salvemos Vidas zu kombinieren, um Selbstmorde in Manizales zu beenden. In der Zwischenzeit wird sie nach Grossbritannien gehen, um dort Betriebswirtschaft zu studieren und den Life Academy-Workshop in London anbieten, wo die Selbstmordrate ebenfalls hoch ist. Jede britische Schule, die für den Workshop bezahlt, wird eine High School in Manizales unterstützen.
Ich habe keine Angst mehr. Herausforderungen sind Chancen, um voranzukommen.
Am Anfang wusste Maria nichts über soziales Unternehmertum, aber davon liess sie sich nicht unterkriegen. "Wenn man ein Unternehmen gründet, hat man eine Menge Ängste, aber ich habe auch einen grossen Freundeskreis. Gemeinsam mit meinen Freundinnen und Freunden, die mich unterstützen, konfrontiere ich meine Ängste. Wenn man versucht, die Welt zu verändern, braucht man wirklich Unterstützung."
Heute kann sie nichts mehr aufhalten: "Ich habe keine Angst mehr. Herausforderungen sind Chancen, um voranzukommen. Ich weiss, dass es eine Menge Herausforderungen geben wird. Aber ich freue mich riesig, sie zu meistern."
Offensichtlich haben die Leadership-Workshops, die sie besucht hat, gefruchtet, denn sie strahlt vor Leidenschaft und Zuversicht. Sie sagt: "Leadership ist die persönliche Herausforderung, sich selbst jeden Tag besser kennenzulernen, sich so, wie man ist, zu akzeptieren und die Kraft zu haben, all dies umzusetzen und der Welt zu dienen. Das gibt dir Vertrauen in dich selbst. Und auch, wenn du nicht selbstbewusst sein solltest, gibt dir Leadership Werkzeuge an die Hand, um Selbstvertrauen wiederzuerlangen und deine ganz besondere Kraft weiterzugeben."
Marias ganz besondere Kraft liegt in ihrem aussergewöhnlichen Mass an Energie. Sie geht sorgsam damit um und konzentriert sich auf Aktivitäten und Menschen, die sie stärken, anstatt ihr Energie zu rauben.
Für alle, die nicht wissen, worin ihre persönliche Stärke liegt, rät sie: "Zuerst musst du darauf vertrauen, dass du über eine besondere Kraft verfügst. Mach mehr von den Dingen, die dir Spass machen oder die du schon als Kind genossen hast. Das wird dir zeigen, wo deine Leidenschaft steckt und du kannst dies nutzen, um der Welt zu dienen. Ich habe gerne grosse Träume. Aber man kann auch mit kleinen Schritten beginnen. Man kann damit anfangen, in der eigenen Familie, in der Nachbarschaft, in der eigenen Stadt mitzuhelfen. Es bedarf nur einer Person, um anzufangen, die Welt zu verändern. Glaub an deine besondere Kraft und geh los und gib sie an die Welt weiter."
Fotos: Maria del Pilar
Die Kunst, etwas gegen die Klimakrise zu tun
Von Elodie Malbois
17/02/2021
Die Barden sind ein Netzwerk von Künstlerinnen und Künstlern, die sich Initiativen der Veränderung zugehörig fühlen und sich mit der Klimakrise beschäftigen. Sie nahmen letzten Sommer am Caux-Dialog über Umwelt und Sicherheit (CDES) teil und erstellten eine Sammlung von Gedichten und Musikstücken, um den CDES-Teilnehmenden zu helfen, über Umweltprobleme nachzudenken und Wege zu deren Bewältigung zu finden.
"Künstlerinnen und Künstler befinden sich in der einzigartigen Position, sich sowohl dem zu stellen, was mit dem Klima geschieht als auch die Welt neu erfinden und eine neue Narrative zu schaffen", sagt der norwegische Komponist und Musiker Sveinung Nygaard (Sven). Er fühlte sich inspiriert, die Bards zu gründen, als er 2019 an CDES teilnahm, das sich mit den Herausforderungen des Klimawandels beschäftigte. Er wandte sich an sein Netzwerk und Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen Disziplinen kamen im Februar 2020 in London zusammen, um die sogenannten IofC Bards ins Leben zu rufen.
Ziel der Barden ist es, Künstlerinnen und Künstler zusammenzubringen, "um tangentiales Denken, Kreativität, Inspiration und, wenn nötig, Konfrontation mit der Wahrheit zu ermöglichen, wobei Wahrheit eine konstruktive Sache ist". Dabei gibt es keine vorgefasste Meinung darüber, was passieren soll und wie dies zu geschehen hat. Sie wollen die Ergebnisse nicht kontrollieren, sondern vielmehr Möglichkeiten schaffen. Die Barden sind der Meinung, dass nicht ein Patentrezept die Klimakrise lösen wird, sondern eine Vielzahl von Ideen und Initiativen die Lösung sind. Der Prozess muss daher organisch und flexibel sein. Im Moment entwickeln sie Werkzeuge und Methoden und beantragen Gelder, um diese umzusetzen.
Olena Rosstalna, eine ukrainische Theaterregisseurin und Assistenzprofessorin für englische Literatur, beschreibt die Barden als partizipatives Konzept: "Es ist nicht Kunst um der Kunst willen. Hier geht es um Kunst, die darauf abzielt, Veränderungen zu bewirken und Menschen zum Nachdenken zu bringen". Der Prozess sei offen, aber sie seien sich darüber im Klaren, woher sie kommen und ihre Aktivitäten seien werteorientiert.
Es ist nicht Kunst um der Kunst willen. Hier geht es um Kunst, die darauf abzielt, Veränderungen zu bewirken und Menschen zum Nachdenken zu bringen
Die Barden beschreiben sich selbst als "kollaborativ, kreativ, kontemplativ und kommunikativ". Innerhalb der Struktur, die durch diese Werte vorgegeben wird, wachsen Ideen und Ergebnisse organisch. Bei CDES im letzten Sommer verwendeten die Barden eine Methode namens "Prisming", um Gedichte und Musikstücke zu kreieren, die den CDES-Teilnehmenden helfen sollten, über die diskutierten Umweltthemen nachzudenken und konkrete Wege zu finden, diese zu überwinden. Dabei nahmen verschiedene Künstlerinnen und Künstler an den digitalen Plenarsitzungen teil und halfen, die Diskussion voranzutreiben, indem sie das Besprochene in ihrer künstlerischen Sprache zurückspiegelten. Sie hielten ausserdem einen Vortrag und organisierten eine musikalische Meditation.
Kunst könne eine stärkere Wirkung haben als Statistiken oder Argumente, so Olena, weil sie auf einer anderen Ebene spricht: "Sie berührt deine Sinne, dein Herz und deinen Körper. Sie berührt deine Seele, so dass du sie tief spüren kannst." Sven glaubt an die besondere Verantwortung von Künstlerinnen und Künstler eine besondere Verantwortung: "Der Geist des Künstlers oder der Künstlerin schaut auf das Chaos und findet Möglichkeiten. Er stellt neue Verbindungen her." Was ein Künstler bzw. eine Künstlerin aus diesem Chaos hervorbringt, hänge ihm oder ihr selbst und den Werten ab, die ihn bzw. sie leiten. Svens Vision ist es, Menschen dabei zu helfen, die Welt in einem neuen Licht zu sehen und durch ihre einzigartige Stimme Veränderungen zu bewirken. Er sucht nach Wegen, die Menschen spüren zu lassen, wie die Welt sein könnte und möchte ihnen damit zum Handeln verhelfen.
Olena erlebt die Kraft der Kunst durch die Teilnehmenden ihres Jugendtheaters, denn Theater kann helfen, sich selbst zu verstehen, geduldiger zu werden und Wut zu überwinden. Sie sieht ausserdem die Wirkung, die dies auf das Publikum hat. Sie produzierte mit dem Jugendtheater ein Stück über einen Teenager, der seine Wut nicht verarbeiten kann und eines Tages seine Mitschüler erschiesst. Daraufhin wurde sie gebeten, das Stück für alle Schülerinnen und Schüler der Stadt aufzuführen. Olena sprach mit vielen Jugendlichen, die das Stück besuchten, darunter auch ihr 13-jähriges Patenkind, das einige der gleichen Probleme hatte wie die Hauptfigur. Er sagte: "Ich habe mich so geschämt und schrecklich gefühlt, weil ich mich selbst erkannt habe und gesehen habe, was passieren könnte, wenn ich die Situation nicht ändere."
Künstlerinnen und Künstler befinden sich in der einzigartigen Position, sich sowohl dem zu stellen, was mit dem Klima geschieht als auch die Welt neu erfinden und eine neue Narrative zu schaffen.
Am meisten ist Sven auf jene Momente stolz, in denen seine Musik Menschen geholfen hat, ihre Narrative zu verändern und sich ihr Leben neu anzueignen. Er komponierte die Musik für die erste animierte Fernsehserie in den Vereinigten Arabischen Emiraten, die den Menschen in der noch jungen und sich schnell ausdehnenden Stadt Dubai helfen sollte, ein grösseres Gefühl für Kultur und Identität zu entwickeln, wenn Neu auf Alt trifft.
Sowohl Sven als auch Olena fühlen sich bei IofC zu Hause, weil ihre Vision eines globalen Wandels durch persönliche Veränderung dieselbe ist. Wenn man beginnen wolle, die Welt zu verändern, müsse man 'tiefer in sich selbst gehen', erklärt Sven. Olena glaubt, dass innerer Frieden der Schlüssel sei: "Junge Menschen stehen innere Kämpfe durch und es ist schwer für sie, sich selbst zu akzeptieren", sagt sie, "Wenn man etwas bewirken will, muss man sich einfach nur umschauen. Es gibt so viel zu tun, vom Besuch älterer Menschen bis zur Versorgung streunender Katzen und Hunde. Schauen Sie sich einfach in Ihrer Gemeinde um und Sie werden einen Weg finden, Ihre Energie kreativ statt destruktiv zu nutzen!"
Entdecken Sie das Werk Waves upon waves, das die Barden beim Caux-Dialog über Umwelt und Sicherheit 2020 entworfen haben:
- Mehr über die Kunstwerke der Barden finden Sie hier.
- Mehr über die Barden und ihre Aktivitäten erfahren Sie hier.
- Sie können die Barden hier kontaktieren.
Fotos: IofC Bards