1971: Kanonikus Wi Te Tau Huata: „Es war, als ob eine riesige Last von meinen Schultern genommen würde.“!

Von Campbell Leggat

28/06/2021
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Von Campbell Leggat

 

Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums von Caux im Jahr 1971, kamen 124 Menschen aus Australasien und dem Pazifik, darunter auch eine Gruppe von Māori aus Neuseeland, mit einem Charterflugzeug in die Schweiz. Der Flug entlang der Küste Italiens wühlte den Leiter der Maori-Delegation, Kanonikus Wi Te Tau Huata, besonders auf.

Canon Huata during the war as padre, credit: Harris album
Als junger Padre während
des Krieges

Huata war Kaplan des 28. Māori -Bataillons gewesen, das während des Zweiten Weltkriegs in Italien, vor allem in der Nähe von Monte Casino, schwere Verluste erlitten hatte. Huata hatte die Trauerfeier für jeden gefallenen Māori geleitet.

Als die Gruppe in Caux ankam, gab eine der Gastgeberinnen der Konferenz, Fulvia Spoerri, den Neuankömmlingen eine Einführung in das Konferenzzentrum. Sie schloss mit den Worten: "Ich bin Deutsche, viele meiner Generation nennen sich Europäer bz. Europäerinnen. Wir schämen uns für den Preis, den Ihre Länder auf der anderen Seite der Welt für unser Handeln im Zweiten Weltkrieg bezahlt haben. Wir bitten Sie nicht das zu vergessen, aber wir bitten Sie um Vergebung.“

Kaum war das Treffen beendet, stürmte Huata hinaus. „Das war einer der schlimmsten Momente, die ich je erlebt habe“, sagte er zu einem Freund, der ihn fragte, was los sei. „Ich wurde an all die Freunde erinnert, die ich in Italien begraben habe, und an mein Gebet in jenen Tagen: Gott, vernichte Hitler und lass die Deutschen vom Angesicht der Erde verschwinden.''

„Was wollen Sie jetzt tun?“, fragte der Freund.

„Ich muss mich bei der Dame entschuldigen“, antwortete Huata. „Ich bin all diese Jahre Priester gewesen und habe diesen Hass in meinem Herzen getragen.“ Bevor er nach Caux aufbrach, hatte ihn seine Frau gefragt: „Was wirst du tun, wenn du Deutsche triffst?“ Seine Antwort war, dass er abwarten würde, bis es passiere.

 

Canon Huata at Caux in national costume
Canon Huata in Nationaltracht in Caux

 

In diesem Moment ging Fulvia Spoerri vorbei und Huata hielt sie an und bat sie um Verzeihung. „Dies verursachte einen wahren Sturm in mir und ich hatte eine unruhige Nacht“, sagte er später. "Am nächsten Morgen erzählte mir mein Zimmerkollege, dass er den Eindruck gehabt hätte, als würde er das Zimmer mit einem Wal teilen!"

Am nächsten Morgen bat er um eine Chance, vom Podium aus zu sprechen und wiederholte seine Entschuldigung vor allen anwesenden Deutschen. „Ich sprach von Versöhnung und es war, als ob eine riesige Last von meinen Schultern genommen würde."

Ich sprach von Versöhnung and es war, als ob eine riesige Last von meinen Schultern genommen würde!

Ohne dass er es wusste, waren ehemalige Offiziere des deutschen Afrika-Korps anwesend und am Ende der Versammlung kamen sie, um ihm die Hand zu schütteln. Einige von ihnen waren nach Caux gekommen, um einen letzten Versuch zu unternehmen, schwierige Ehen zu heilen oder eine Verständigung mit ihren Kindern zu erreichen. Sie baten Huata, ihnen zu helfen.

 

Canon Huata at Caux with Dominic Athaide, Archbishop of Agra
Mit Dominic Athaide, Erzbischof von Agra

 

Nach dem Besuch in Caux besuchte Kanonikus Huata Nordirland, wo er den unverblümten loyalistischen Politiker Ian Paisley traf. Er erzählte ihm von der Freiheit von Bitterkeit, die er gefunden hatte, und von den neuen Freunden, die er unter ehemaligen Feinden gefunden hatte.

Er besuchte auch den Abt des Zisterzienserordens in Portglenone. Dort sprach er über die Bitterkeit, die er gegenüber den Katholiken gehegt hatte. "Mein ältester Sohn heiratete eine Katholikin und ich habe ihm nie verziehen, bis ich in Caux sah, dass Liebe deinen Nächsten auch diejenigen einschliesst, die nicht in der anglikanischen Kirche sind!" Er hatte einen Entschuldigungsbrief an seinen Sohn und seine Schwiegertochter geschrieben und erhielt ihre liebevolle Antwort am Tag seiner Ankunft in Irland.

 

Image
Bei der Gedenkfeier in Monte Cassino

 

Bevor die Māori -Gruppe Europa verliess, besuchte sie Rom, wo sie am Gottesdienst von Papst Paul VI. in Castel Gondolfo teilnahm. Sie wurden in das grosse Auditorium mit 5.000 Menschen nach vorne geführt. 

Nach dem Gottesdienst kam der Papst vom Podium herunter zu den Māori , die ihre traditionellen Umhänge und Stirnbänder trugen. Der Papst legte ihnen die Hände auf die Schultern und sagte: "Meinen Segen und besondere Grüsse an das Volk der Māori in Neuseeland". Er überreichte ihnen jeweils ein Medaillon. Huata überreichte sein Medaillon später seinem Sohn und seiner Schwiegertochter.

Der neuseeländische Botschafter in Rom hatte den Kanonikus in Italien während des Krieges kennengelernt. Er stellte ein Auto und einen Fahrer zur Verfügung, damit sie den 80 Meilen entfernten Kriegsfriedhof in Monte Casino besuchen konnten. Dort, mehr als 25 Jahre nach der Schlacht, hielt Huata einen Gedenkgottesdienst für all jene, die das "höchste Opfer" gebracht hatten, sowohl Freund als auch Feind.

 

 

Auszug aus der Waipatu Marae-Konferenz in Hastings, Neuseeland (Canon Huata links mit Canon Rangiihu), August 1975

 

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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Einzelpersonen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie eine Geschichte kennen, die sich für diese Serie eignet, leiten Sie Ihre Ideen bitte per E-Mail an John Bond oder Yara Zhgeib. weiter. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.

 

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1970: Karl Mitterdorfer – "Gewalt ist keine Lösung."

Von Mary Lean

23/06/2021
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Von Mary Lean

 

Karl Mitterdorfer square dredit: Danielle Maillefer

Ein Teil der Magie von Caux besteht in der Chance für Menschen aus Konfliktgebieten auf der ganzen Welt, voneinander zu lernen. Im Sommer 1970 fanden Treffen zwischen Gruppen aus Nordirland und Südtirol statt, einer deutschsprachigen Provinz Italiens, in der es in den 1960er Jahren durch kommunale Spannungen zu Gewaltausbrüchen gekommen war. Angesichts des Konfliktes, der in ihrem eigenen Land eskalierte, waren die Nordiren daran interessiert, von Südtirols Weg der Versöhnung zu lernen.

Die Unruhen im Südtirol hatten 1919 begonnen, als die Region nach dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie an Italien abgetreten worden war. Die Spannungen verschärften sich unter dem italienischen Faschismus. Obwohl eine UN-Resolution 1946 die regionale Autonomie der Provinz beschlossen hatte, wurde diese nicht umgesetzt.

1961 sprengten deutschsprachige Sezessionisten 37 Strommasten in die Luft und unterbrachen damit die Stromversorgung im Industriegebiet der Provinz. Zum Ende der 1960er Jahre hatten die Unruhen 21 Menschenleben gekostet.

 

South Tyrol Oneway
Strassenschild in Südtirol auf Italienisch und Deutsch

 

Im Jahr 1968 kamen auf Einladung von Heini Karrer, einem der Schweizer Verantwortlichen für das Konferenzzentrum in Caux, zwei Gruppen deutsch- und italienischsprachiger Politiker nach Caux. Dort trafen sie Menschen, die sich mit noch schwierigeren Situation wie der ihren konfrontiert sahen. Wie Karl Mitterdorfer, südtirolischer Abgeordneter im italienischen Parlament, erklärte, erkannten sie, "dass wir, wenn wir unsere Probleme effektiv lösen, ein Beispiel für all jene in der Welt werden könnten, die mit Problemen zu kämpfen haben, die unendlich viel komplexer sind als die unsrigen."

Wenn wir unsere Probleme effektiv lösen, könnten wir ein Beispiel für all jene in der Welt, die mit Problemen zu kämpfen haben, die unendlich viel komplexer sind als die unsrigen.

Die Beziehung zwischen den Politikern veränderte sich und dies hatte Auswirkungen auf die Atmosphäre in der Heimat. In jenem November stimmte die Partei Mitterdorfers, welche die deutschsprachige Gemeinschaft vertrat, den Lösungsvorschlägen der italienischen Regierung zu. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb: "Seit dem Sommer ist kein Blut mehr geflossen. Es scheint, als ob eine turbulente Periode von 10 Jahren zu Ende gegangen sei."

 

 Philippe Lasserre, Albert Dassie, Karl Mitterdorfer 1972
Karl Mitterdorfer (rechts) in Caux mit Philippe Lasserre (links) und Albert Dassie (Mitte), 1972

 

Die Treffen im Sommer 1970 in Caux waren das Ergebnis eines Besuchs Mitterdorfers und seines Parteikollegen Peter Brugger in Nordirland Anfang des Jahres. Sie hatten dort bei einer öffentlichen Versammlung das Wort ergriffen, an der Mitglieder der Regierung und der Opposition, katholische und protestantische Geistliche sowie Menschen teilnahmen, die auf den gegenüber liegenden Seiten der Barrikaden gestanden hatten.

"Gewalt ist keine Lösung", sagte Mitterdorfer. "In unserem Fall löste die Gewalt Gegengewalt aus und führte zu einer fatalen Spirale. Allein können auch die besten Gesetze keine Probleme lösen. Ein neuer Geist ist nötig."

 

Karl Mitterdorfer Brugger in Northern Ireland 1970
Karl Mitterdorfer (links) und Paul Brugger in Belfast, 1970

 

Mitterdorfer und Brugger waren sich politisch uneins und ihre erbitterten Auseinandersetzungen drohten die Partei zu spalten. Mitterdorfer erzählte, wie er in Caux gemerkt hatte, dass er auf Kollegen neidisch war, die er für erfolgreicher und fähiger als sich selbst hielt.

"Nach langem Überlegen und einigen Ausflüchten habe ich mich bei Senator Brugger entschuldigt. Ich möchte solche persönliche Schritte wie diesen nicht überbewerten. Aber ich weiss, dass eine neue Dimension in unsere Beziehung gekommen ist. Das mag dazu beigetragen haben, die Einheit unserer Partei zu bewahren, die für unsere Beziehungen zur italienischen Regierung unerlässlich ist."

 

Kardinal Franz König, Karl Mitterdorfer 1979
Mit Kardinal Franz König, Caux 1979

 

Es dauerte 32 Jahre mit weiteren Verhandlungen und Gesetzen, bis das Abkommen 1992 endlich umgesetzt wurde. "Zweiunddreissig Jahre Verhandlungen für einen 70 Jahre alten Konflikt!" kommentierte das Journal de Genève. "Es ist nicht übertrieben, von einem 'historischen Abkommen' zu sprechen."

Mitterdorfer, der früher Violinist und nicht Politiker werden wollte, war nur einer von vielen, die an diesem Abkommen mitgewirkt haben. "Es ging nicht darum, auf unsere Rechte zu verzichten," sagte er in Belfast, "sondern in eine Verantwortung hineinzuwachsen, die über unsere eigenen Interessen hinausgeht."

Allein können auch die besten Gesetze keine Probleme lösen. Ein neuer Geist ist nötig.

 

Image
Karl Mitterdorfer (zweiter von links) in Caux mit anderen europäischen Parlamentariern: Albert Dassie (Frankreich), Adolf Scheu (Deutschland)
und Johannes Østtveit (Norwegen)

 

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Christine Karrer Cross (Schweiz/USA) schreibt:

Zwischen 1967 und 1973 lebten meine Eltern und ich in Wien, Österreich. Als wir ankamen, fragte mein Vater, Heini Karrer, den damaligen österreichischen Bundeskanzler, wie er und meine Mutter dem Land am besten helfen könnten. Der Kanzler sagte ihnen, dass die grösste Sorge der österreichischen Regierung der Konflikt in Südtirol sei. Mein schüchterner Vater beschloss, dorthin zu gehen, ohne jemanden zu kennen. Er wohnte in einem Hotel und begann, die Leitenden beider Seiten zu treffen.

Mein Vater besuchte Südtirol mindestens 15 Mal, manchmal zusammen mit meiner Mutter. Bei einem dieser Besuche bemerkte Karl Mitterdorfer, dass sie in einem Hotel wohnten und lud sie ein, in seinem Haus zu wohnen, wann immer sie kamen. Nach dem Tod meines Vaters schrieb Mitterdorfer an meine Mutter und drückte seine tiefe Dankbarkeit für den Beitrag meines Vaters zum Frieden aus.

 

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Hören Sie Karl Mitterdorfer und andere italienische Politiker über die Situation in Südtirol und sein Treffen in Caux mit dem nordirischen Politiker Jerry O'Neil in dem Film Crossroad of Nations (1971) (4"00' - 8"15')

 

 

Entdecken Sie den Film Südtirol aus unseren Archiven über die Situation in Südtirol (nur auf Deutsch). Alle Protagonisten haben Caux besucht.

 

 

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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Menschen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie eine Geschichte kennen, die sich für diese Serie eignet, leiten Sie Ihre Ideen bitte per E-Mail an John Bond oder Yara Zhgeib. weiter. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.

 

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Eine Creative Leadership-Geschichte

22/06/2021
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Eine Creative Leadership-Geschichte

 

Shrouk Gamal

Shrouk Gamal aus Kairo (Ägypten) hat einen Abschluss in Medien- und Massenkommunikation von der Ain-Schams-Universität. Sie arbeitet als Facilitatorin für virtuelle Austauschprogramme bei Erasmus+, sowie als Sprachcoach und ist  sogenannter Young Leader bei MCW Global. Vor kurzem gründete sie Yellow vs Blue, eine Online-Initiative, die Jugendlichen weltweit bei psychischen Problemen, wie Depressionen und Selbstmordgedanken, hilft.

Ich habe an der Konferenz Kreatives Leadership teilgenommen, weil ich zuhause ein Jugendprojekt leiten werde und weil ich etwas Neues lernen wollte.

Ich habe schon viele Workshops besucht und dachte, dieser würde genauso sein wie die anderen. Als ich dazustiess, war ich völlig überrascht, weil ich richtig viel von dem Programm mit nach Hause nehmen konnte. Ich habe so viele Informationen und auch Inspiration bekommen. Ich mochte die Art, wie es organisiert war. Die gemeinsame ‚Tea Time‘ war unglaublich: Ich habe so viele Leute getroffen. Mit den meisten von ihnen bin ich immer noch in Kontakt und habe mich mit ihnen auch schon über andere Projekte ausgetauscht.

Die Konferenz hat mir gezeigt, wie sehr ich es liebe, mit Menschen in Kontakt zu kommen. Die Mitglieder unserer Dialoggruppe haben mir Fragen gestellt, die mir vorher noch nie gestellt wurden. Das hat mich dazu gebracht, über viele Dinge auf eine neue Art und Weise nachzudenken.

Die Mitglieder unserer Dialoggruppe haben mir Fragen gestellt, die mir vorher noch nie gestellt wurden.

Eine Frage lautete: "Was muss ich ändern, um ein guter ‚Leader‘ zu sein?" Ich erwähnte, dass ich nicht ruhig bleiben kann, wenn ich sehe, dass sich jemand rassistisch gegenüber einer anderen Person verhält, weil ich mich in die Lage der anderen Person versetze. Aber ich weiss, dass das nicht der richtige Weg ist und dass ich diese Menschen aufklären muss, anstatt aggressiv zu reagieren.

 

CL 2020 opening piano
Eröffnung von Kreatives Leadership 2020

 

Vor ein paar Tagen war ich in einem Bus und der Busfahrer verhielt sich einer schwarzen Person gegenüber rassistisch. Ich wurde so wütend. Dann erinnerte ich mich an das, was ich in der Konferenz gesagt hatte – dass ich mein Verhalten ändern und ruhig bleiben wollte.

Also sagte ich dem Busfahrer einfach ganz ruhig: „Glauben Sie, dass das, was Sie gerade getan haben, richtig ist? Wenn Sie in einem anderen Land wären und jemand würde das mit Ihnen machen, wären Sie dann glücklich? Wie würden Sie sich fühlen?“ Er hat nicht geantwortet, sondern war still. Dann sagte er: „Tut mir leid" und ging. Diese einfache Situation bedeutet mir sehr viel, denn ich habe einen Schritt getan, um ein besseres Ich zu werden. Das ist das Ergebnis der Konferenz! Es war schwer, und das ist es immer noch, aber ich mache weiter!

Danke für die Erfahrung und die Chance, grossartige Menschen und Freunde zu treffen. Die Liebe und Unterstützung, die ich während der Konferenztage und auch noch danach erfahren habe, war so herzerwärmend. Ich möchte mich auf jeden Fall auch in Zukunft weiter bei Initiativen der Veränderung engagieren.

 

Diese einfache Situation bedeutet mir sehr viel, denn ich habe einen Schritt getan, um ein besserer Mensch zu werden.

 

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Wenn Sie vor der Anmeldung (oder nachdem Sie sich angemeldet haben) mehr über Kreatives Leadership erfahren möchten, nehmen Sie an unserer Online-OPEN HOUSE-Veranstaltung am Sonntag, den 27. Juni um 15:00 - 16:00 Uhr GMT teil und melden Sie sich hier an.

Sie möchten mehr über Kreatives Leadership 2021 erfahren und an Von der Ungewissheit zur Chance teilnehmen?

 

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1969: Çigdem Bilginer – "Ich war nicht mehr das Zentrum des Universums“

Von Eliane Stallybrass

21/06/2021
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Von Eliane Stallybrass

 

Die militante türkische Studentin Çigdem Bilginer kam 1969 unzufrieden in Caux an, nachdem sie an Studentenunruhen gegen das Establishment und die Amerikaner teilgenommen hatte. 'Das Auto des amerikanischen Botschafters wurde auf unserem Campus angezündet', schrieb sie später. 'Aber ich war enttäuscht, weil die Leute, die darauf aus waren, das Bestehende niederzureissen, nicht die Antwort auf Korruption und Unreinheit hatten, nach der ich suchte. Ich war bereit, alles auszuprobieren, um etwas zu finden, das mich wirklich zufrieden stellen würde.'

 

Cigdem Bilniger Caux 1972
Çigdem (erste Reihe kniend links) mit einer Gruppe aus dem Libanon, Ägypten, dem Iran und Frankreich, Caux 1972

 

Sie liebte es, sich zu streiten, sehr zum Leidwesen ihrer Eltern. Eine alte türkische Dame und  Freundin der Familie, die Caux kannte, schlug vor, sie solle dort hingehen. Marcel und Theri Grandy, ein Schweizer Ehepaar, das sich für die Versöhnung in Zypern einsetzte, unterstützten die Idee, da sie der Meinung waren, es würde Çigdem gut tun, Menschen aus der ganzen Welt und verschiedener Herkunft zu treffen.

In Caux angekommen, stritt sie sich mit allen hochrangigen Leuten, die sie auf der Konferenz finden konnte. Sie verursachte eine Menge Aufregung!

An ihrem zehnten Tag in Caux, völlig erschöpft und leergeredet, schlich sie sich in den hinteren Teil des Kinos, wo der Film Men of Brazil in französischer Sprache mit deutschen Untertiteln gezeigt wurde. Sie sprach weder Französisch noch verstand sie Deutsch.

Der Spielfilm erzählt die wahre Geschichte der Versöhnung im Hafen von Rio de Janeiro, wobei die Beteiligten ihre eigenen Rollen spielen. An Ende gibt es eine rührende Szene, als die kleine Tochter eines der Hafenarbeiter plötzlich laufen kann, obwohl sie von Geburt an gelähmt war. Es war ein Wunder. Die Szene zeigt, wie sie mit ihren Eltern in die Kirche geht und eine grosse Kerze trägt.

Menschen mögen mir nicht verzeihen, aber mein Schöpfer hatte es getan. Ich fühlte mich verändert. Ich war nicht mehr das Zentrum des Universums.

Çigdem sah dies und begann zu weinen. Es war der emotionaler Höhepunkt nach all ihren Diskussionen und Auseinandersetzungen. Sie rannte in ihr Schlafzimmer und warf sich auf ihr Bett. Später sagte sie: "Ich wusste, dass es Allah gibt. Dass Allah grosszügig, liebevoll und vergebend ist. Während ich weinte und weinte, fühlte ich mich gereinigt. Menschen mögen mir nicht verzeihen, aber mein Schöpfer hatte es getan. Ich fühlte mich verändert. Ich war nicht mehr das Zentrum des Universums.'

Ein paar Jahre später gründete sie zusammen mit jungen Menschen aus Asien Song of Asia, eine musikalische Revue, die Geschichten von Versöhnung und Veränderung erzählt. Die Show tourte zwischen 1974 und 1976 durch Asien, Europa und Kanada.

 

Cigdem Song of Asia team
Çigdem (4. von rechts in der ersten Reihe, stehend) und die Truppe von Song of Asia, 1974

 

Im Programm von Song of Asia schrieb Çigdem: “Die Vision Frank Buchmans, dem Initiator der Moralischen Aufrüstung, für die islamischen Länder war, diese könnten ein Beispiel für Einheit in der Welt sein Jeder weiss um das Leid und die Ungerechtigkeit im Nahen Osten, die zu so viel Bitterkeit und Gewalttaten geführt haben. Können diejenigen, die gelitten haben, verzeihen und die Hassenden frei werden, um für eine hassfreie Welt zu kämpfen? Wir brauchen Männer und Frauen aus diesen Nationen, die zeigen, dass dies möglich ist.“

Es veränderte mein ganzes Denken und befreite mich von den Fehlern der Vergangenheit. (...) Daraufhin konnten wir einander vertrauen.

Sie beschrieb, wie die Begegnung mit der Idee von absoluten Massstäben und des Hörens auf die innere Stimme ihr Leben veränderte. „Es veränderte mein ganzes Denken und befreite mich von den Fehlern der Vergangenheit, und ich gestand, Prüfungsfragen gestohlen zu haben und gab Bücher zurück, die ich aus der Bibliothek gestohlen hatte, und stellte viele Dinge richtig, die ich in meinem eigenen Leben vor meinen Eltern versteckt hatte. Daraufhin konnten wir einander vertrauen.“

Cigdem Song of Asia square
Çigdem in Song of Asia
(hinten, links)
Cigdem and Ioanna dancing
Çigdem und Ioanna tanzen
zu türkischer Musik

Çigdem lehrte später Psychologie an der Universität in Izmir. Bei einem ihrer späteren Besuche in Caux erzählte ihr eine Schweizer Freundin von, Ioanna, die an der Universität Genf Psychologie lehrte. Sie hatte Jean Piaget bei seinen bahnbrechenden Arbeiten zur kindlichen Entwicklung assistiert und nach seinem Tod seine Stelle übernommen. 

Çigdem lud Ioanna ein, einen Vortrag in Izmir zu halten. Ioanna ist Griechin, und Izmir hatte jahrhundertelang eine grosse griechische Gemeinde, bevor diese von den Türken vertrieben wurden. Der Besuch bedeutete also viel mehr als nur Psychologieunterricht. Çigdem und Ioanna wurden gute Freundinnen und tanzten unter anderem gerne zu türkischer Musik, jede in ihrer Tradition.

                                           Traurigerweise starb Çigdem 2012 an Krebs.

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Sehen Sie den Film Men of Brazil, der Çigdems Leben während ihres Aufenthalts in Caux beeinflusst hat.

 

 

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Diese Geschichte ist Teil unserer Serie "75 Jahre der Geschichten" über Menschen, die durch Caux eine neue Richtung und Inspiration für ihr Leben gefunden haben - eine Geschichte für jedes Jahr von 1946 bis 2021. Wenn Sie eine Geschichte kennen, die sich für diese Serie eignet, leiten Sie Ihre Ideen bitte per E-Mail an John Bond oder Yara Zhgeib. weiter. Wenn Sie mehr über die Anfangsjahre von Initiativen der Veränderung und das Konferenzzentrum in Caux erfahren möchten, klicken Sie bitte hier und besuchen Sie die Plattform For A New World.

 

  • Hope never dies: the Grandy story, Virginia Wigan, Caux Books, 2005
  • Foto Caux 1972: Jan Franzon
  • Fotos Song of Asia: Initiativen der Veränderung
  • Foto mit Ginny Wigan: Ginny Wigan
  • Foto Çigdem und Ioanna: Eliane Stallybrass
  • Men of Brazil: Initiativen der Veränderung auf For A New World

 

 

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