Nazrene Mannie
Nazrene Mannie ist Exekutivdirektorin bei GAN Global.
Lesen Sie unser Interview mit Nazrene im Rahmen unserer Reihe "My Learning Experience".
Nazrene Mannie ist Exekutivdirektorin bei GAN Global.
Lesen Sie unser Interview mit Nazrene im Rahmen unserer Reihe "My Learning Experience".
Während die pandemiebedingten Sperren und Reisebeschränkungen langsam nachlassen und eine Rückkehr zum normalen Leben näher rückt, befinden wir uns in unserem Verhalten gegenüber unserer Umwelt an einem kritischen Punkt. Die Verbreitung des neuartigen Coronavirus hat Licht auf einige der länger anhaltenden Auswirkungen jenes Drucks geworfen, den die Menschheit auf die Natur ausübt und es liegt an uns, die richtige Entscheidung zu treffen, um unseren Planeten in der postpandemischen Realität zu bewahren.
Es besteht kein Zweifel daran, dass die weltweite Abschottung dazu beigetragen hat, die Luft zu reinigen und Innovationen in der Nahrungsversorgungskette und im Gesundheitswesen zu beschleunigen. Das Virus hat auch zu wachsender Kritik am weltweiten Handel mit Wildtieren geführt (der WWF beziffert dessen Wert auf etwa 20 Milliarden Dollar pro Jahr), der uns mit Tieren und Lebensräumen in Kontakt bringt, denen wir zuvor nicht ausgesetzt waren. Dr. Ben Embarek von der Abteilung für Ernährung und Lebensmittelsicherheit der Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass die Zahl bisher unbekannter Krankheiten im Zusammenhang mit neuen Kontakten zwischen Mensch und Tier zunimmt. Er rät zu einer verstärkten Regulierung des Handels mit Wildtieren, um in Zukunft ähnliche Gesundheitskrisen zu verhindern. Eine solche Regulierung wäre auch ein entscheidender Schritt zum Erhalt der Artenvielfalt und zum Schutz gefährdeter Tiere durch illegalen Handel. Zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels wurden in China vorübergehende Verbote erlassen: ein grosser Sieg für Tierrechtsaktivistinnen und -aktivisten.
Diese positiven Auswirkungen, insbesondere der Rückgang der Kohlenstoff- und Treibhausgasemissionen, könnten als Sprungbrett einer künftig nachhaltige Politik dienen, doch dies wird nicht leicht sein. Laut der Forscherin für Nachhaltigkeitswissenschaften an der Universität Lund in Schweden, Kimberly Nicholas, weist die sozialwissenschaftliche Forschung darauf hin, dass Interventionen in Zeiten des Wandels sich als wirksamer erweisen. Dies deutet darauf hin, dass jetzt - in einem kritischen Moment der Geschichte - die Zeit für ein Eingreifen im Namen der Umwelt gekommen ist. Doch während die Welt, abgesehen von systemrelevanten Berufen und wichtigen Unternehmen, weiterhin stillsteht, legt dies auch die Wirtschaft lahm. Dies führt zu grosser Unsicherheit und Unbehagen. Wenn sich die Wolke endlich lichtet, werden sich die Regierungen unmittelbar darauf konzentrieren, die Wirtschaft wieder anzukurbeln und die Industrie wieder auf den richtigen Weg zu bringen, um eine Verlängerung der grössten weltweiten Rezession seit der Finanzkrise 2008 zu vermeiden. Dies bedeutet schwierige Zeiten für eine langfristige Klimaschutzpolitik, die wahrscheinlich auf der politischen Prioritätenliste nach unten gerückt wird.
Viele Fachleute argumentieren, die langfristigen Auswirkungen der Pandemie auf das Klima würden davon abhängen, wie Länder und Unternehmen nach Aufhebung der Beschränkungen auf die Wirtschaftskrise reagieren werden, da eine Politik zur Abwendung des Klimawandels grosse infrastrukturelle und gesellschaftliche Veränderungen erfordert. Die Internationale Energieagentur warnt, die Nachwirkungen des Virus könnten Investitionen in saubere Energie und in Bemühungen zur Emissionsreduzierung schwächen und geht davon aus, dass die Regierungen die globale Erwärmung höchstwahrscheinlich nicht in ihren Konjunkturpaketen zur Wiederankurbelung der Wirtschaft berücksichtigen werden. Jacqueline Klopp, Ko-Direktorin des Center for Sustainable Urban Development an der Columbia University in New York City, weist jedoch darauf hin, die Pandemie könne ein Weckruf für Politik und Regierungen sein, um zu erkennen, dass andere Bedrohungen, einschliesslich des Klimawandels, für die Menschheit genauso verheerend sein könnten und es entscheidend sei, jetzt Schutzmassnahmen zu entwickeln.
Es steht ausser Frage, dass eine wirtschaftliche Entwicklung, die langfristige Nachhaltigkeit einschliesst, eine Reihe von infrastrukturellen Veränderungen erfordern würde, unabhängig davon, ob wir uns in einer Rezession befinden oder nicht. Doch der Druck zu handeln ist in einer Zeit, in der die Auswirkungen nachhaltigerer Praktiken deutlich werden (wenn auch unter Umständen, die niemand gefordert oder erwartet hätte), entscheidend. Professor Paul Monks, ein Experte auf dem Gebiet der Luftverschmutzung, sagt, jene Verbesserungen, die wir bereits gesehen haben - am deutlichsten bei der globalen Luftqualität - zwängen uns zu der Erkenntnis, dass ein riesiges Potenzial bestehe, die Veränderungen zu betrachten, die wir an unseren Lebens- und Arbeitsgewohnheiten vornehmen können. Ausschlaggebend könnten hierbei die Reaktionen und der Druck der Menschen auf ihre lokalen und nationalen Regierungen sein. Wollen wir zum Status quo zurückkehren und die langfristigen Risiken für die Menschheit weiter erhöhen, oder wollen wir die schwierige, aber zeitlich befristete Aufgabe bewältigen, infrastrukturelle Veränderungen vorzunehmen, um unseren Planeten und künftige Generationen auf einen besseren und grüneren Weg zu bringen?
Wie können wir ein besseres System schaffen, das den Menschen gerecht wird und der Natur mit Respekt begegnet? Welche Rolle werden Innovationen dabei spielen und wie können Zivilgesellschaft und politische Entscheidungsträgerinnen und -träger den Wandel beeinflussen? Wir sind der Überzeugung, dass wir diese Krise als Chance nutzen müssen, um systematische Veränderungen für die Menschen und für den Planeten zu bewirken.
Wir werden diese und andere Themen während des Caux-Dialogs über Umwelt und Sicherheit diskutieren, der vom 1. bis 4. Juli 2020 online stattfindet. Bitte schliessen Sie sich uns an, wenn Sie an diesem Wandel teilhaben wollen!
Karina Cheah ist Kommunikationspraktikantin bei IofC Schweiz und unterstützt den Caux-Dialog über Umwelt und Sicherheit sowie die Sommerakademie über Land, Sicherheit und Klima.
Irina Fedorenko ist die Leiterin des Caux-Dialogs über Umwelt und Sicherheit.
Danièle Castle ist Direktorin für Ausbildung und Talentmanagement bei digitalswitzerland.
Erfahren Sie mehr über Danièle in unserem Interview der Reihe "My Learning Experience".
COVID-19 ist eine globale Herausforderung. Erfahren Sie in unserem Interview mit Andrew Stallybrass, wie er die aktuelle Situation erlebt und welche Lehren er aus seiner Zeit im Lockdown gezogen hat. Andrew Stallybrass stammt ursprünglich aus Grossbritannien, arbeitet seit vielen Jahren für Initiatives of Change und lebt mit seiner Frau Eliane in Caux (Schweiz).
Wie ist Ihre derzeitige Situation? Wie wirkt sich die Verbreitung von COVID-19 auf Sie aus?
Überraschend wenig. Meine Frau Eliane und ich sind beide über 70 und gehören damit zur "Risikogruppe". Aber Caux ist ein schöner Ort, um "eingesperrt" zu sein.
Beschreiben Sie in 3 Worten, wie Sie sich im Moment fühlen?
Beunruhigt. Besorgt. Hoffnungsvoll.
Was ist im Moment Ihre größte Herausforderung?
Prioritäten setzen. Was sollte ich jetzt tun? Ich sollte eigentlich im Ruhestand sein - aber ich habe so viele Dinge zu tun, Bücher zu lesen, Projekte, an denen ich arbeiten sollte. Meine Frau und ich arbeiten beide intensiv an einer neuen Web-Plattform, die die Geschichte des MRA/IofC präsentiert, eine Art Wikipedia. Eine schlichtweg riesengrosse Herausforderung.
Welche Lehren haben Sie aus dieser Zeit bereits gezogen?
Sie ist eine Erinnerung daran, wie privilegiert wir sind und waren. Seit 2-3 Generationen haben wir in unserem glücklichen Teil der Welt ohne grössere Bedrohungen, die sich unserer Kontrolle entziehen, gelebt. Die jetztige Situation ist eigentlich eher normal: Der grösste Teil der Menschheit musste während des grössten Teils der Geschichte mit der Angst vor Pest, Krieg und Naturkatastrophen leben. All unser Reichtum und unsere Kenntnisse können uns nicht immer vor jeder Gefahr schützen.
Nehmen Sie sich Zeiten der Stille? Wenn ja, wie machen Sie das und wie hilft sie Ihnen?
Ja, ziemlich jeden Morgen und das seit mehr als 50 Jahren. Ich lese täglich aus irgendeinem Buch oder Text, der mich inspiriert, ermutigt, herausfordert. Es gibt seltene Momente der Inspiration: das Gefühl, dass etwas, das grösser ist als ich, mich übersteigt, versucht, mir neue Gedanken, Ideen, Inspiration zu geben. Viel öfter ein einfaches Gefühl für die Prioritäten des Tages. Ein Freund, mit dem man in Kontakt bleiben sollte. Einen Brief oder eine E-Mail schreiben.
Was sind Ihre besten Tipps und Tricks im Kampf gegen Ängstlichkeit/Engstlichkeit/Unsicherheit (je nachdem, womit Sie am meisten zu kämpfen haben)?
An andere Menschen denken und sich wieder an die Arbeit machen.
Wie können wir uns mit anderen vernetzen und sie unterstützen, obwohl wir uns abschotten müssen?
Nehmen Sie einfach Kontakt auf. Was für erstaunliche Werkzeuge wir mit Skype und Zoom und E-Mail und Mobiltelefonen doch jetzt haben.
Was hat Sie heute zum Lachen gebracht?
Heute habe ich noch nicht gelacht. Aber es gab schon viele Lacher und amüsante Momente. Wir haben entdeckt, dass eine unserer beiden Katzen gerne mit uns spazierengeht (eine 35-minütige Runde im Wald in unserer Nähe). Gestern haben wir dabei eine Familie getroffen, die sehr erstaunt war, eine Katze zu treffen, die ihrem Herrchen folgt...
Was möchten Sie (als Person) aus dieser Krise mitnehmen?
Mehr im Frieden mit mir und der Welt. Mehr Hoffnung für die Zukunft dieses kostbaren, zerbrechlichen Planeten.
Wofür sind Sie dankbar?
Ich bin dankbar für den IofC-"Slogan": "Vertrauen schaffen über alle Spaltungen hinweg". Ich war kein grosser Fan dieses Satzes, als er eingeführt wurde. Für mich hat er nicht die Essenz dessen erfasst, wofür wir bestimmt sind. Jetzt überzeugt er mich viel mehr! Vertrauen ist so notwendig, damit Demokratie und die menschliche Gesellschaft funktionieren können. Und Vertrauen steht überall unter Beschuss. Falsche Nachrichten, Gerüchte, Lügen... So oft hören wir: "Sie sagen uns nicht die Wahrheit... Sie verbergen Dinge vor uns... Wir wissen es nicht wirklich..."
Ich habe das Glück, in einer Demokratie zu leben, mit einer freien Presse - darum, ja, ich vertraue unserer Regierung. Ich vertraue Alain Berset, unserem Gesundheitsminister. Ich vertraue der Bundesregierung. Ich vertraue dem, was sie mir/uns sagen. Ich vertraue ihnen um so mehr, wenn sie sagen, dass sie etwas nicht wissen. Dass wir alle mit einer Krankheit und einer Situation konfrontiert sind, die neu und unerwartet ist. Ich vertraue darauf, dass sie und wir gemeinsam lernen werden, wie wir es besser hätten machen können und wie wir es beim nächsten Mal besser machen können - denn es wird wahrscheinlich ein nächstes Mal geben.
Ich vertraue darauf, dass ich als Einzelner, dass unser Land, unser Kontinent, unsere Welt auf eine grössere Weisheit und Liebe bauen kann, die uns alle zusammenhalten kann, die uns in eine grössere Gemeinschaft einbinden kann, in der jeder einzelne Mensch zählt, geschätzt und respektiert wird und am Aufbau einer besseren Zukunft für uns alle mitwirken kann.
Das vierte Ziel der UNO für eine nachhaltige Entwicklung betrifft den Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung und lebenslangem Lernen - beides wesentliche Voraussetzungen für einen positiven Wandel in der Welt.
Wir leben in einer Zeit des ständigen, schnellen und tiefgreifenden Wandels, ausgelöst durch den Klimawandel und die digitale Transformation. Um die richtigen Antworten auf neue Fragen zu finden, müssen wir mehr und vielleicht auch anders lernen. Neugier, Kreativität und kritisches Denken sind ebenso wichtig wie Mathematik, IT, Sprachkenntnisse usw.. Wir müssen innovativ und genial sein, um eine gerechte, friedliche und nachhaltige Welt für uns und unsere Kinder zu schaffen.
Lernen braucht gut funktionierende Bildungssysteme, aber es kommt aus dem Inneren des Menschen. Es macht Spass, aber manchmal ist es auch schmerzhaft. In Vorbereitung auf die bevorstehende Veranstaltung "Ethische Führung in der Wirtschaft" im Juni 2020 haben wir verschiedene Menschen aus der ganzen Welt eingeladen, um Geschichten von ihren Lernreisen zu erzählen. Diese Geschichten bieten inspirierende Einblicke und laden uns ein, über unsere Bildung und unser lebenslanges Lernen nachzudenken.
My Learning Story hofft, eine globale Lernerfahrung zu werden, die Menschen auf der ganzen Welt verbindet, indem sie ihre Geschichten über das, was wir alle täglich tun, austauschen: Lernen, um eine bessere Zukunft aufzubauen.
Nazrene, Sie sind Exekutivdirektorin des Global Apprenticeship Network (GAN), einer geschäftsorientierten Allianz mit dem übergreifenden Ziel, arbeitsbasiertes Lernen zu ermöglichen. Vielen Dank, dass Sie mit uns über Bildung und Lernen diskutieren... Welche Auswirkungen hat die COVID-19-Pandemie auf das Lehrlingsausbildungssystem?
Es gibt klare Auswirkungen auf die Verwaltung und Bereitstellung von Lehrstellen während der aktuellen COVID-19-Krise. Es ist jedoch ermutigend für uns, die Anzahl der Lösungen und Innovationen zu sehen, die sich zur Unterstützung von Lehrlingen und zur Fortsetzung des Lernens mit verschiedenen Formaten abzeichnen. Wir haben eine Zunahme des digitalen Lernens, der Fernlernpraktiken, des Gruppen- und Rotationslernens sowie von Programmen zum Schutz von Verträgen und Stipendien erlebt. Dieses Engagement für kontinuierliches Lernen und Weiterentwicklung ist ein Zeichen für den Wert und die Bedeutung der Lehrlingsausbildung.
Die Lehrlingsausbildung ist eine traditionelle Form des Übergangs von der Schule in den Beruf. Ist dies auch im 21. Jahrhundert noch ein starkes Lernmodell?
Die Lehrlingsausbildung hat in Gesellschaften und Gemeinschaften einen festen Platz als Weg für den Erwerb von Fähigkeiten und die berufliche Entwicklung. Auch wenn sich die Art der Arbeit in absehbarer Zeit ändern wird, bin ich der festen Überzeugung, dass es immer noch einen Platz für den Lern- und Lehransatz gibt, den die Lehrlingsausbildung bietet, insbesondere die Konzentration auf das arbeitsbasierte Lernen, das ein Hauptschwerpunkt von GAN Global ist und eine praktikable Lösung für die Schaffung einer anpassungsfähigen und nachhaltigen Erwerbsbevölkerung, die auf die Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts reagieren kann, darstellt.
Wie können reifere Arbeitnehmende ermutigt werden, sich am arbeitsbasierten Lernen zu beteiligen?
Es ist von wesentlicher Bedeutung, dass alle Arbeitskräfte, auch reifere Arbeitnehmende, die Möglichkeit erhalten, ihre Fähigkeiten durch Weiterqualifizierung, Umschulung und neue Qualifizierungsmöglichkeiten auszubauen. Ein förderndes Umfeld, das einen solchen Ansatz bietet, sollte auf arbeitsbasiertes Lernen ausgerichtet sein, um sicherzustellen, dass die Menschen die Möglichkeit haben, ihre vorhandenen Fähigkeiten, Kenntnisse und Erfahrungen unter Beweis zu stellen und dann auf dieser Grundlage aufzubauen. Der Schlüssel zu einem solchen Ansatz liegt in der Schaffung einer sicheren und vertrauenswürdigen Umgebung, in der Lernen gefördert wird und die Menschen für das Gelernte Anerkennung erhalten.
Welches sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Möglichkeiten zur Stärkung eines lebenslangen Lernens und die Risiken, wenn es um Online-Bildung und -Ausbildung geht?
Zu den wichtigsten Chancen, die das lebenslange Lernen bietet, gehören die Erweiterung unserer Wissensbasis, die Einführung und das Kennenlernen neuer Arbeits- und Denkweisen, neue und innovative Arbeitsansätze und die Möglichkeit, Karriere zu machen, sei es im selben Bereich oder die Chance, sich auf etwas Neues einzulassen. Indem wir Möglichkeiten erkennen, können wir sicherstellen, dass wir den Zugang zu Lernmaterial ausbauen und stärken, den Zugang zu Online-Kursen öffnen, abgeschlossene Lernzyklen wertschätzen, angemessene Beratung, einschliesslich Berufsberatung, für Einzelpersonen anbieten, die neue Lernmöglichkeiten wahrnehmen möchten und Rahmenbedingungen schaffen, in denen Organisationen Zugang zu einer solchen Art des Lernens bieten können und Einzelne motiviert werden, ihre persönliche Lernerfahrung voranzutreiben.
Es gibt zwar Chancen, aber auch Risiken, und dazu gehören der Zugang zu Infrastruktur und Technologie, der Zugang zu einem sicheren Raum, in dem gelernt werden kann, das Gefühl des Einzelnen, selbst zum Lernen motiviert zu sein (und nicht, dass Lernen von aussen aufgezwungen wird). Es muss ausserdem sichergestellt werden, dass Fähigkeiten, die durch ein solches Lernen erworben werden, während des Rekrutierungs- und Einstiegsprozesses wertgeschätzt werden und dass Lernen Wert und Anerkennung zugesprochen werden muss, wenn es in der Praxis angewendet wird.
In der Schweiz finden rund 30% der Unternehmen, insbesondere KMU, nicht die richtigen Talente. Welche Rolle können KMU bei der Entwicklung der von ihnen benötigten Talente spielen?
Ein wichtiger Faktor für GAN Global ist die Zusammenarbeit mit KMU, um sicherzustellen, dass diese Organisationen über das Wissen, die Erfahrung und die Fähigkeit verfügen, selbst Ausbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten anzubieten. Wir sind uns sehr wohl bewusst, dass die Aus- und Weiterbildung ressourcenintensiv und oft bürokratisch ist - aus diesem Grund sind die grösseren Unternehmen geschickter darin, strukturierte Trainung und Entwicklung anzubieten. Als GAN arbeiten wir zusammen mit unseren Partnern an der Entwicklung einer Ausbildungsmethodik, die KMU innerhalb ihrer kleineren Organisationen anwenden können und die auf den bewährten Praktiken grösserer Unternehmen basiert. Dieser Ansatz wird dazu beitragen, das Missverhältnis zwischen Arbeitsplätzen und Qualifikationen, das in vielen Branchen vorherrscht, in den Griff zu bekommen.
GAN ist ein globales Netzwerk. Ist arbeitsbasiertes Lernen ein Konzept, das in jedem gesellschaftlichen Kontext anwendbar ist?
Durch die 15 nationalen Netzwerke, über die GAN Global verfügt, sowie durch die vielen multinationalen Unternehmen und internationalen Partner für die Entwicklung von Richtlinien, mit denen wir zusammenarbeiten, wird deutlich, dass arbeitsbasiertes Lernen als praktikable Methode und Ansatz angesehen wird, um das Qualifikationsdefizit in verschiedenen Ländern, Volkswirtschaften und Industriesektoren anzugehen. Es ist ein Ansatz, der universell anwendbar ist und auf unterschiedliche Kontexte und Bedürfnisse zugeschnitten werden kann.
Was lernen Sie, um Ihre eigene Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten?
Ich lese und bleibe ständig mit Branchenführern, Akademikerinnen, Akademikern und Sozialpartnern in Kontakt. Lebenslanges Lernen ist ein Ansatz, an den ich fest glaube und es ist einer, der mir geholfen hat, mich durch Wissen und Verständnis in einem Bereich, der sich in einem sehr regelmässigen Tempo verändert, weiter zu behaupten.
Was würden Sie denjenigen empfehlen, die Schwierigkeiten haben, wieder mit dem Lernen anzufangen?
Ich würde vorschlagen, klein anzufangen, indem man mindestens einen oder zwei Artikel pro Tag liest, sich mit Einzelpersonen aus dem betreffenden Sektor in Verbindung setzt und sich mit Kolleginnen und Kollegen auf Plattformen wie LinkedIn und Twitter austauscht, um über die neuesten Entwicklungen und Aktualisierungen in den jeweiligen Bereichen auf dem Laufenden zu bleiben.
Was möchten Sie lernen, aber Sie haben sich noch nicht getraut?
Ich möchte eine neue Fähigkeit im Technologiebereich erlernen und insbesondere die Blockchain besser verstehen. Im Moment erscheint mir das noch kompliziert, aber ich muss meinem eigenen Rat befolgen und das Lernen in kleinen Brocken angehen und mein Wissen ausbauen.
Woher kommt Ihre innere Motivation zum Lernen?
Schon seit meiner Kindheit verspüre ich den Wunsch, ständig zu lesen und zu lernen. Ich bin immer fasziniert von neuen Entwicklungen und habe in vielen verschiedenen Bereichen gearbeitet, vom Bankwesen bis zur Fertigungstechnik, und es war immer wichtig, mit neuen Innovationen und guten Praktiken Schritt zu halten. Eine Hauptmotivation ist auch der Wunsch, ein gutes Beispiel für die Menschen in meiner Umgebung zu sein - als GAN Global ermutigen wir unsere Partner ständig, sich zu engagieren und arbeitsbasiertes Lernen voranzutreiben, und es ist ebenso wichtig, selbst mit den Veränderungen Schritt zu halten.
Was hat sich für Sie durch das, was Sie gelernt haben, verändert?
In meiner Rolle als Exekutivdirektorin bei GAN Global und in früheren Funktionen konnte ich eine vertrauenswürdige Partnerin für Netzwerke, Unternehmen und Partnerorganisationen werden. Ich wäre dazu nicht in der Lage gewesen, wenn ich mein eigenes Wissen und mein Verständnis für die von uns geförderte Thematik unter Beweis hätte stellen können.
Wer ist Ihr bester Lehrer?
Mein bester Lehrer war die Einstellung, mit der ich Mentorinnen und Mentoren, Anleitung und Ratschläge willkommen geheissen habe. Ich habe dies durch akademisches Wissen ergänzt, aber einige der besten Lektionen kamen durch den Austausch mit Gleichgesinnten, Kolleginnen und Kollegen, von denen ich gelernt habe.
Was hat Sie das Leben gelehrt?
Ich habe gelernt, dass nichts von Dauer ist, dass das Leben und die Welt sich ständig verändern und dass der Schlüssel zur Bewältigung und zum Erfolg darin besteht, ständig zu lernen und mich zu verbessern, um sicherzustellen, dass ich anpassungsfähig und flexibel bin, um auf alle Lebenserfahrungen sinnvoll reagieren zu können.
Die sogenannte “Mandela Mile” ist eine alljährliche weltweite Leadership-Challenge, die 2018 von Shanthi Annan, der Schwiegertochter Kofi Annans, gegründet wurde. In diesem Jahr findet sie zwischen dem 8. April (Geburtsdatum von Kofi Annan) und dem 18. Juli (Geburtsdatum von Nelson Mandela) statt. Es geht dabei nicht nur darum, der beiden legendären Führer zu gedenken und sie zu feiern, sondern auch, um weltweit den Einfluss achtsamer Führungspersönlichkeiten der heutigen Zeit zu verstärken und jeden von uns dazu zu inspirieren, die Extra-Meile in eine freiere, gerechtere und friedvollere Welt zu gehen.
In diesem Jahr hat die "Mandela Mile Leadership Challenge" in Zusammenarbeit mit dem "Caux Peace and Leadership-Programm" mit dem "Mandela Mile Leadership Programme" eine dreimonatige Online-Trainingsinitiative für junge aufstrebende Führungskräfte ins Leben gerufen.
Das Online-Training konzentriert sich darauf, gemeinsam mit den Teilnehmenden die sogenannte Mandela-Meile zu gehen, indem es ihnen jene Fähigkeiten und Kenntnisse vermittelt, die sie für ihre individuellen, lokal durchgeführten Projekte benötigen. Die meisten der 40 inspirierenden jungen Teilnehmenden, die aus insgesamt 21 verschiedenen Ländern stammen, haben ihre Wurzeln in Caux. Viele von ihnen haben entweder das "Caux Peace and Leadership-Programm" durchlaufen oder waren für den diesjährigen Durchgang, der auf Grund des Coronavirus abgesagt werden musste, angemeldet. Trotz Pandemie und Isolation sind sie in der Lage, ihre Projekte zu entwickeln, um einen Wandel in ihrer Gemeinschaft herbeizuführen. Unterstützung hierbei finden sie im Online-Trainingsprogramm der "Mandela-Mile".
Während des Online-Starts des "Mandela Mile Leadership Programme" am 8. April 2020 waren die Freude der Teilnehmenden darüber, wieder miteinander in Kontakt zu sein sowie ihre Begeisterung, neue Menschen kennen zu lernen, sich inspirieren zu lassen und sich auszutauschen, herzerwärmend und auch über die Computerbildschirme zu spüren. Diese jungen Menschen sind aufrichtig daran interessiert, sich an die aktuelle Situation anzupassen und neue Führungsqualitäten zu erwerben, um etwas zu verändern.
Die Projekte, die die Teilnehmenden für das Programm ausgewählt haben, reichen vom Pflanzen von Bäumen bis hin zu Kunstseminaren und befassen sich in Form von Workshops, Veranstaltungen, Sensibilisierungskampagnen und Online-Programmen mit aktuellen Menschenrechtsfragen, wie der Gendergleichstellung, Reproduktionsrechten und Armut. Auch wenn das Projekt jedes Teilnehmenden einzigartig ist, zielen sie alle auf die Umsetzung eines oder mehrerer der nachhaltigen UN-Entwicklungsziele, die 2015 von allen Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen verabschiedet worden waren.
Die Teilnehmenden werden während des "Mandela Mile Leadership Programme" nicht nur von professionellen Coaches begleitet, sondern auch von sogenannten "Buddies", die ihnen zur Seite stehen, ihnen zuhören und sie genauso unterstützen, wie es auch während des "Caux Peace and Leadership-Programm" praktiziert wird.
Wir freuen uns darauf, mehr von diesen jungen Changemakern zu lernen und zu sehen, wie ihre Projekte wachsen und Früchte tragen.
"Handeln ohne eine Vision ist nur Zeitvertreib. Eine Vision ohne Handeln ist nur Tageträumerei. Aber Visionen, die handeln, können die Welt verändern." ― Nelson Mandela
Fotos 1 und 3: Paula Marianne
Foto 2: IofC Schweiz
Ohne seinen Vater, der ihm im vergangenen Jahr die Teilnahme am Caux Peace and Leadership-Programm in Caux empfohlen hatte, hätte sich Daniel Clements vermutlich nie bei Initiativen der Veränderung (IofC) engagiert. "Er dachte sich, das würde mir wirklich etwas bringen", sagt Daniel, der in Wales lebt und dort derzeit als Lehrassistent arbeitet. Inzwischen ist Daniel Co-Koordinator der diesjährigen IofC-Konferenz "Kreative Leadership".
Die besondere Energie in Caux hatte einen grossen Einfluss auf Daniel und sein "Selbstverständnis". Er war erstaunt, wie offen die Menschen miteinander umgehen konnten und wollte das auch für sich gewinnen. Ein Jahr später verarbeitet er immer noch all die Veränderungen, die er in seinem Leben durchführen kann, aber er sagt, die Erfahrung habe ihm bereits geholfen, mehr zu kommunizieren, zu versuchen, Menschen zu vertrauen und offener zu sein. "Es ist eine Reise, der ich immer noch auf der Spur bin", sagt er. "Aber sie hat mir die Freiheit gegeben, in einer Weise neue Schritte zu gehen, wie ich es vorher nicht konnte."
Bevor er nach Caux kam, hatte Daniel sieben Jahre lang als Freiwilliger bei den Luftkadetten gearbeitet, doch vor kurzem hatte dies für ihn seinen Zauber verloren. "Es war nicht mehr der Ort, an dem ich sein wollte oder an dem ich einen Sinn fand", erklärt er. Er hatte immer noch Mühe, sich damit abzufinden, als er nach Caux kam und sah, wie viel anderes es gab, für das er sich engagieren konnte. Nach dieser Erfahrung erkannte er, dass es Zeit für eine Veränderung war, und beschloss, mehr aus sich herauszukommen, indem er sich stärker in einer Theatergruppe engagierte. "Es war eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe", sagt er.
Solche Veränderungen mögen rein persönlich erscheinen, aber Daniel ist überzeugt: "Das Einzige, woran man wirklich etwas ändern kann, ist man selbst". Anstatt den "richtigen" Weg vorzugeben, sagt er, liege der Schwerpunkt bei CPLP auf offenem Dialog und Selbstreflexion. Dies ermögliche es, ehrlicher zu sich selbst und zu anderen zu sein und verändere die Einstellung zu den Dingen und die Art und Weise, wie man sie angeht, was einen grundlegenderen Einfluss habe. Weil man verändere, wer man sei, sehe man die Dinge anders und sei in der Lage, immer wieder Änderungen vorzunehmen.
Diese Denkweise inspirierte Daniel nicht nur dazu, Veränderungen in seinem persönlichen Leben vorzunehmen, sondern sich auch stärker für IofC Schweiz zu engagieren, indem er die Co-Leitung der diesjährigen Konferenz Creative Leadership übernahm.
CPLP-Alumni des letzten Jahres riefen die neue Konferenz Creative Leadership (CL) ins Leben mit dem Ziel, eine Plattform zur Entwicklung von Projekten zu schaffen, die sich mit lokalen, nationalen und/oder globalen Themen befassen. Aufgrund der COVID-19-Pandemie hat CL damit begonnen, über eine Online-Version nachzudenken, um eine Konferenz mit Dialoggruppen, Zeiten der Stille, Webinaren und menschlichen Bibliotheken zu schaffen, die leichter zugänglich und flexibler ist. Durch die Werte von IofC soll der Austausch von Erfahrungen als Lernmethode agieren, damit so viel Interaktion wie möglich stattfinden kann.
Daniel war von der Idee begeistert, mit anderen CPLP-Alumni zusammenzuarbeiten, um so einen Rahmen zu schaffen, in dem sie sich gegenseitig bei der Umsetzung von Veränderungen unterstützen können und hat eine führende Rolle in dem neuen Programm übernommen: "Ich finde sehr viel Sinn darin, mit unglaublichen Menschen aus der ganzen Welt zusammenzuarbeiten".
Von Karina Cheah
Das vierte Ziel der UNO für eine nachhaltige Entwicklung betrifft den Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung und lebenslangem Lernen - beides wesentliche Voraussetzungen für einen positiven Wandel in der Welt.
Wir leben in einer Zeit des ständigen, schnellen und tiefgreifenden Wandels, ausgelöst durch den Klimawandel und die digitale Transformation. Um die richtigen Antworten auf neue Fragen zu finden, müssen wir mehr und vielleicht auch anders lernen. Neugier, Kreativität und kritisches Denken sind ebenso wichtig wie Mathematik, IT, Sprachkenntnisse usw.. Wir müssen innovativ und genial sein, um eine gerechte, friedliche und nachhaltige Welt für uns und unsere Kinder zu schaffen.
Lernen braucht gut funktionierende Bildungssysteme, aber es kommt aus dem Inneren des Menschen. Es macht Spass, aber manchmal ist es auch schmerzhaft. In Vorbereitung auf die bevorstehende Veranstaltung "Ethische Führung in der Wirtschaft" im Juni 2020 haben wir verschiedene Menschen aus der ganzen Welt eingeladen, um Geschichten von ihren Lernreisen zu erzählen. Diese Geschichten bieten inspirierende Einblicke und laden uns ein, über unsere Bildung und unser lebenslanges Lernen nachzudenken.
My Learning Story hofft, eine globale Lernerfahrung für Menschen aus aller Welt zu werden, indem sie diese durch den Austausch ihrer Geschichten über das Lernen für eine bessere Zukunft verbindet.
Wie sieht lebenslanges Lernen in der Praxis aus? Wie organisieren Sie Ihre Reise eines #LifelongLearning (=lebenslanges Lernen)?
Beim lebenslangen Lernen geht es um formales und informelles Lernen in jedem Alter. Es geht um Wissen und Fertigkeiten und deren Erwerb im Laufe des Lebens. Ich organisiere meine Reise nach intrinsischer Motivation (was ich gerne lerne und tue) und extrinsischer Motivation (was ich für meine Arbeit oder für zukünftige Projekte brauche).
Unsere heutige Welt wird von der globalen COVID-19-Pandemie zutiefst in Mitleidenschaft gezogen. Was hat Sie die Pandemie bisher über sich selbst gelehrt?
Ich habe gelernt, dass ich gut darin geschult bin, um aus der Distanz zu arbeiten und mich mit mehr oder weniger Leichtigkeit zwischen den Werkzeugen bewegen zu können. Ich habe auch gelernt, dass es wichtig ist, innere Ressourcen zu haben, um mit sozialer Distanzierung und selbstständiger Arbeit zurechtzukommen. Dies sind Dinge, die ich über die Jahre gelernt habe.
Was mussten Sie "über Nacht" lernen, um sich an die durch die Pandemie entstandene Situation anzupassen?
Neue digitale Werkzeuge zu benutzen, die für die heutige Situation relevant sind. Ich bin beeindruckt von der Bandbreite der Kreativität, die Einzelpersonen und Unternehmen einsetzen, um mit der Situation umzugehen.
Die Digitalisierung von Arbeitsplätzen und Wohnungen wurde innerhalb von 24 Stunden eingeführt. Was mussten Schweizer Unternehmen dringend lernen?
Grosse Unternehmen sind seit einiger Zeit digitalisiert. Die KMU in der Schweiz, die das Rückgrat der Wirtschaft bilden, waren bei weitem nicht genügend digitalisiert. So mussten sich beispielsweise kleine Geschäfte, die keine Website zur Bestellung von Waren oder keine zentrale E-Mail für Bestellungen hatten, mit der Entwicklung einer Website oder eines Systems zur Auftragsabwicklung herumschlagen. Im Ausbildungsbereich organisierte der Dachverband für Erwachsenenausbildung ein paar Seminare online, um den Ausbilderinnen und Ausbildern den Umstieg auf Online-Training zu erleichtern. Doch diese waren einfach überzeichnet und mussten viel öfter als erwartet durchgeführt werden. Schweizer Unternehmen verstehen nun, dass sich die Welt verändert hat und sich mit den kommenden Herausforderungen viel schneller als erwartet an die Digitalisierung anpassen muss.
Wie sieht die digitale Kluft in der Schweiz aus? Haben Sie von spontanen Initiativen zur Überbrückung dieser Kluft gehört?
Laut dem Schweizer Soziologen Luc Vodoz gibt es drei Ebenen der digitalen Kluft. Einfach erklärt ist die erste der Zugang, d.h. die Möglichkeit, eine Maschine ein- und auszuschalten. Die zweite besteht darin, einfache Aufgaben, wie das Schreiben einer E-Mail oder das Surfen im Internet, zu erledigen. Die letzte ist die fortgeschrittene Nutzung, d.h. die Fähigkeit, Informationen zu finden und richtig zu interpretieren, applikations- und programmübergreifend durch die Anwendung von Prinzipien zu arbeiten usw. Die digitale Kluft betrifft Menschen auf der ganzen Welt, auch in der Schweiz. Nehmen wir zum Beispiel die älteren Menschen, die ohne all diese Technologie aufgewachsen sind. Können sie E-Banking nutzen? Können sie per E-Voting abstimmen? Viele können es nicht. Swisscom und Pro Senectute führen Kurse für diese Bevölkerungsgruppen durch. Google bietet Kurse für alle Altersgruppen an, die sich mit Datenschutz, Sicherheit und solchen Themen befassen. In den Schulen wird viel über gefälschte Nachrichten und die Ermittlung zuverlässiger Informationsquellen gearbeitet.
Effektives Arbeiten von zu Hause aus erfordert nicht nur digitale Fähigkeiten, sondern auch die Fähigkeit, seine Emotionen zu regulieren, Prioritäten zu setzen und sich selbst zu motivieren. Sind Sie auf bewährte Praktiken von Unternehmen gestossen, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei unterstützen, bessere vom Homeoffice aus zu arbeiten?
Der Geschäftsführer von digitalswitzerland stellt derzeit eine Reihe bewährter Praktiken zusammen, die demnächst beginnen soll. Innerhalb unserer Gruppe haben wir die Zeit genutzt, um breitgefächerte Brainstorming-Sitzungen zu organisieren, Online-Kaffees zu trinken, einige Aktivitäten neu zu überdenken und viele Unternehmen tun dasselbe.
Was sind Ihrer Meinung nach die grössten Hindernisse für das lebenslange Lernen hier in der Schweiz?
Das ist eine grosse Frage! Für die einen ist es Zeit, für die anderen Geld, für wieder andere das Wissen, worauf sie sich im Hinblick auf eine Karriere konzentrieren müssen, für manche ist es die Notwendigkeit einer Zertifizierung.... Die Barrieren sind vielfältig und unterschiedlich. digitalswitzerland hat jedoch ein von der Hirschmann-Stiftung unterstütztes Boost-Programm ins Leben gerufen, um Menschen den Zugang zu Online-Bildung zu erleichtern und sie zu ermutigen, diese seltsame Zeit zu nutzen, um vielleicht daran zu denken, einige Kurse zu belegen.
Wie wird sich Ihrer Meinung nach das Konzept des lebenslangen Lernens aufgrund der Erfahrungen mit der Pandemie COVID-19 weiterentwickeln?
Ich hoffe wirklich, dass es sich entwickeln wird, da die Wirtschaftsprognosen düster aussehen. Die Menschen werden sich weiterbilden, umqualifizieren und vielleicht neu qualifizieren müssen und dafür ist lebenslanges Lernen unerlässlich.
Wie unterstützt digitalswitzerland Unternehmen bei der Verbesserung des lebenslangen Lernens?
digitalswitzerland ist ein Verein und hat als Mitglieder Grossunternehmen, KMU, NGOs, Hochschulen und Kantone. Wir haben eine nationale Sensibilisierungskampagne gestartet und mit SAV/UPS unsere und deren Mitglieder gebeten, eine Verpflichtungserklärung zu unterzeichnen, in der sie sich verpflichten, Ressourcen für das lebenslange Lernen bereitzustellen. Wir haben auch ein sogenanntes "Boost"-Programm, das derzeit läuft, um Unternehmen bei der Qualifizierung ihrer Mitarbeitenden zu unterstützen. Wir arbeiten weiter an der Sensibilisierung und werden im Laufe dieses Jahres mit mehreren Partnerorganisationen eine Studie durchführen, um zu ermitteln, welche Hindernisse für KMU in der Schweiz einem lebenslangen Lernen im Wege stehen.
Wie lernt man ein Leben lang?
Die Grundlage ist zu lernen, wie man lernt. Dies muss in den ersten Jahren, in der Schule und an der Universität, geübt werden.
Was wollen Sie lernen, haben sich aber noch nicht getraut?
Medizin - meine Kenntnisse in Naturwissenschaften und Mathematik waren nie gut genug!
Was hat Sie das Leben bisher gelehrt?
Das ist eine gewaltige Frage, deren Beantwortung viele Stunden dauern kann! Ich schätze, dass das Wichtigste ist, Familie und Freunde zu schätzen, belastbar zu sein, weiter zu lernen...
Wer ist Ihr bester Lehrer?
Meine besten Lehrer sind meine Kinder, Schwestern, der Freundes- und Kollegenkreis.
Gibt es etwas, das Sie verlernen mussten?
Ja, eine Menge. Die Wirtschaft hat sich verändert und damit auch das Management. Die kommenden Generationen streben nach mehr werteorientierter Arbeit, mehr Gleichbehandlung und mehr Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben, wenn man das grob so verallgemeinern will.
Welche Lehren haben Sie aus dem Scheitern gezogen?
Die gleichen Fehler nicht zu wiederholen.
Was werden Sie als erstes tun, wenn der Lockdown vorbei ist?
Eine lange Bergwanderung machen!
Das vierte Ziel der UNO für eine nachhaltige Entwicklung betrifft den Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung und lebenslangem Lernen - beides wesentliche Voraussetzungen für einen positiven Wandel in der Welt.
Wir leben in einer Zeit des ständigen, schnellen und tiefgreifenden Wandels, ausgelöst durch den Klimawandel und die digitale Transformation. Um die richtigen Antworten auf neue Fragen zu finden, müssen wir mehr und vielleicht auch anders lernen. Neugier, Kreativität und kritisches Denken sind ebenso wichtig wie Mathematik, IT, Sprachkenntnisse usw.. Wir müssen innovativ und genial sein, um eine gerechte, friedliche und nachhaltige Welt für uns und unsere Kinder zu schaffen.
Lernen braucht gut funktionierende Bildungssysteme, aber es kommt aus dem Inneren des Menschen. Es macht Spass, aber manchmal ist es auch schmerzhaft. In Vorbereitung auf die bevorstehende Veranstaltung "Ethische Führung in der Wirtschaft" im Juni 2020 haben wir verschiedene Menschen aus der ganzen Welt eingeladen, um Geschichten von ihren Lernreisen zu erzählen. Diese Geschichten bieten inspirierende Einblicke und laden uns ein, über unsere Bildung und unser lebenslanges Lernen nachzudenken.
My Learning Story hofft, eine globale Lernerfahrung zu werden, die Menschen auf der ganzen Welt verbindet, indem sie ihre Geschichten über das, was wir alle täglich tun, austauschen: Lernen, um eine bessere Zukunft aufzubauen.
Mulham, Sie sind Student an der Ecole 42 in Lyon. Diese Universität funktioniert anders, weil man voneinander lernt. Was ist die Stärke dieser Uni?
An der Ecole 42 zu studieren lohnt sich, denn man ist nicht nur in der Rolle desjenigen, der empfängt, sondern auch desjenigen, der gibt. Wir sind also keine leeren Behälter, die gefüllt werden müssen, sondern wir können vom ersten Tag an unsere Erfahrungen weitergeben. Man fühlt sich kompetent, positiv und nützlich. Sobald man es schafft, etwas zu erklären, sieht man, dass man den Stoff verstanden hat.
Darüber hinaus sind die Leute an der Uni sehr engagiert und offen. Es gibt nur wenige Einzelkämpferinnen oder Einzelkämpfer. Wir kennen uns sehr gut, was einen guten Zusammenhalt in der Gruppe und beim Arbeiten schafft.
Was mich fasziniert, ist, dass Sie wie in einem Videospiel lernen, nur dass Sie selbst der Avatar sind.
Ja, die Struktur ist wie ein Videospiel gestaltet. Man beginnt bei Stufe Null und Ziel ist es, Stufe 21 (die Hälfte von 42) zu erreichen. Jede Ebene ist immer schwieriger zu erreichen. Das Niveau eines jeden Studierenden kann von allen, die an der Ecole 42 eingeschrieben sind, eingesehen werden, ob hier in Frankreich oder anderswo auf der Welt. Das ist motivierend.
Mulham, woher kommt Ihre innere Motivation zu lernen?
Wenn etwas für mich Sinn macht, dann will ich es lernen. Auf dem Gebiet der Computerentwicklung möchte ich wissen, wie man Werkzeuge entwickelt, die die Lebensbedingungen der Menschen verbessern können. Zum Beispiel macht es für mich Sinn, eine Website für einen Verein zu entwickeln.
Was sind die Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts?
Was haben Sie aus den Erfahrungen der COVID 19-Pandemie gelernt?
Ich glaube, es hat mir viel Perspektive gegeben. Es ist eine Möglichkeit, festzustellen, wie wir darauf reagieren und die wirtschaftlichen Mechanismen in unserer Gesellschaft sowie das, wovon sie abhängig ist, zu verstehen. Für mich ist es eine Gelegenheit, Schwächen zu erkennen und möglicherweise Lösungen anzubieten. Ich denke, es ist auch eine Möglichkeit, mich in diesen unsicheren Zeiten intelligent zu beschäftigen.
Wer hat Sie am meisten gelehrt?
Meine ehemalige Arbeitgeberin, die ich auch als meine Mentorin betrachte, weil sie mir viel Selbstvertrauen gegeben hat. Ihr habe ich es zu verdanken, dass ich mich entschlossen habe, zu lernen. Sie erklärte mir, warum es wichtig ist, zu lernen und technisches Fachwissen zu besitzen.
Welche Lehren haben Sie aus den Momenten des Scheiterns gezogen?
Die beste Lektion, die ich aus dem Scheitern gelernt habe, ist, dass es nur ein Schritt ist und keines der beiden Endprodukte Scheitern oder Erfolg. Beispiel: Als Entwickler habe ich zu 90% Misserfolge, die restlichen 10% bin ich einfach nur glücklich, mein Programm ausprobieren zu können.
Was hat Sie das Leben gelehrt?
Wie auch immer das Projekt aussieht, man muss sich darauf einlassen und das Sicherheitsnetz entsteht ... man muss sich selbst vertrauen. Ich wusste zum Beispiel nicht, wie man Schlittschuh läuft und eines Tages stand ich allein vor einer Eisbahn auf einem öffentlichen Platz. Also habe ich es ausprobiert und im vergangenen Jahr bin ich dreimal pro Woche Schlittschuh gelaufen und bin ziemlich gut geworden.
Sie haben zweimal am Caux Peace and Leadership-Programm (CPLP) in Caux teilgenommen. Was haben Sie in dieser Zeit gelernt?
In Caux habe ich gelernt, mich für andere zu interessieren. Man begegnet Menschen mit sehr unterschiedlichen Herausforderungen. Ihre Geschichten motivieren das persönliche Engagement für globale Themen: Frieden, die vierte industrielle Revolution, die Umwelt und so weiter.
Unser Team und das internationale IofC-Netzwerk arbeiten mit vereinten Kräften daran, Ihnen das Caux Forum 2020 in einer Online-Version anzubieten und Ihnen dabei die inspirierende Atmosphäre von Caux so nahe wie möglich zu bringen.
Da wir uns in diesem Sommer nicht in Caux in den Schweizer Bergen zusammenfinden können, freuen wir uns darauf, uns online zu treffen. Denn wir werden weiterhin eine Plattform bieten, um Innovatorinnen, Innovatoren, Changemaker und Friedensschaffende aus der ganzen Welt zu inspirieren, auszubilden und zu vernetzen. Wir hoffen, dass die Verlegung des Forums ins Netz die Chance bietet, Menschen auf breiterer Ebene miteinander in Kontakt zu bringen und es dadurch noch integrativer zu machen.
Das Hauptthema des Caux Forums 2020 bleibt auch heute angesichts einer Neudefinierung der Normalität aktueller denn je. Jetzt ist es an der Zeit, Ideen, Kräfte und Visionen zusammenzubringen, um gemeinsam die Zukunft aufzubauen, die wir uns wünschen. 1946 beschlossen 99 Personen und Familien, den aussergewöhnlichen Caux Palace zu kaufen, um ihn zum Aufbau einer besseren Welt zu nutzen. In diesem Jahr haben wir den Vorteil, nicht an einen einzigen Ort gebunden zu sein, sondern mit einer immer und überall präsenten Online-Plattform eine globale Gemeinschaft von Menschen, die sich für den Wandel einsetzen, aufzubauen, zu stärken und zu entwickeln. Gemeinsam bleiben wir im Gespräch und können Initiativen begleiten, während Projekte konkretisiert und realisiert werden.
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Wir freuen uns auf fruchtbare Gespräche, unkonventionelle Ideen sowie konkrete Vorschläge und Ergebnisse, die diese Welt zu einem gerechteren, friedlicheren und nachhaltigeren Ort des Lebens machen werden.
Derzeit arbeiten wir an einem detailierten Konzept und Zeitplan. Die Veranstaltungen werden voraussichtlich noch in diesem Sommer stattfinden. Weitere Informationen finden Sie demnächst an dieser Stelle – bleiben Sie dran!
Das Team des Caux Forums